Begegnungen zwischen Menschen formen Identitäten und Weltbilder – individuell wie politisch, kulturell, religiös. Im Seminar werden drei das Mittelalter und die Frühe Neuzeit prägende Begegnungen exemplarisch analysiert und ihre Bedeutungen, Rezeptionen, Interpretationen und Aneignungen in literarischen und künstlerischen Zeugnissen der Zeit herausgearbeitet.Thematisch im Mittelpunkt steht die Heimsuchung Mariens, eine in der spätmittelalterlichen Kunst omnipräsente, friedvolle Begegnung zweier schwangerer Frauen. Literarische, gemalte und skulptierte Darstellungen deuten sie als Sinnbild der Tugend und der Einheit zwischen Individuen, Völkern und Religionen. Neben möglichen Bedeutungsebenen und Funktionen interessieren die zeitgenössischen weiblichen Rezeptionen der Heimsuchungsbegegnung, die sich vor allem in Viten und Lehrschriften von Ordensfrauen finden. Im Kontrast dazu markierte die Schlacht auf dem Lechfeld (955) nicht nur einen militärischen Wendepunkt, sondern wurde in Heiligenviten, Chroniken und Kunstwerken auch als Verteidigung der eigenen Kultur stilisiert. Im Fokus steht, wie sich die Narrative im Laufe der Jahrhunderte veränderten. Mit Cristoforo Colombos ersten Begegnungen auf Guanahani (1492) begann eine neue Ära kolonialer Expansion. In Reisedokumenten und -darstellungen wie Colombos Bordbuch und Maria Sibylla Merians Metamorphosis werden Begegnungen mit dem Fremden reflektiert – stets auch als Spiegel europäischer Selbstbilder.Seminarbegleitend sind zwei Exkursionen (Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett) vorgesehen.Erwartete Arbeitsleistungen: aktive Teilnahme, Lesen der Pflichtlektüre, gelegentlich kleine Hausaufgaben zur Sitzungsvorbereitung
Die Veranstaltung wurde 3 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden: