Das Wort ‚Witz‘ bezeichnet eine kurze Äußerung, Frage oder Geschichte, die durch eine Pointe für Erheiterung sorgt. ‚Witz‘ meint aber auch – und meinte bis ins 19. Jahrhundert hinein vorwiegend – die Denkkraft des menschlichen Verstandes, insbesondere die Fähigkeit, an den Dingen entfernte Ähnlichkeiten wahrzunehmen und so zu unerwarteten Einsichten zu kommen. Im Colloquium wollen wir die Geschichte des Witzes in dieser doppelten Bedeutung untersuchen. Ein erster Schwerpunkt reicht vom 17. Jahrhundert bis zur Zeit um 1800 mit so unterschiedlichen Autoren wie Baltasar Gracián, Johann Jakob Breitinger und Jean Paul, die den Witz als Ausprägung von Klugheit, Fantasie und Erkenntnis definieren. Ein zweiter Schwerpunkt liegt beim theoretischen Neuansatz von Sigmund Freuds Buch „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ (1905). In diesem Zusammenhang werden wir auch Witzsammlungen des frühen 20. Jahrhunderts sichten, insbesondere zum jüdischen Witz. Drittens sollen aktuelle Perspektiven diskutiert werden, z.B. die Rolle des Witzes in Komik und Comedy. Ebenfalls von Interesse ist der Machtaspekt; schließlich können Witze sowohl inklusiv als auch ausgrenzend, sowohl machtstabilisierend als auch subversiv sein.Vorgesehene Arbeitsleistung: vertiefte Vorbereitung einer Sitzung mit Thesenpapier und kurzem Impulsreferat.
Zur vorbereitenden Lektüre: Ekkehard Knörer: Entfernte Ähnlichkeiten. Zur Geschichte von Witz und ingenium, München 2007; Elham Hosseini Beheshti: Witz im Kontext der Interkulturalität, Nordhausen 2009; Stefan Willer: Witz, in: Uwe Wirth (Hg.): Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart 2017, S. 11-16; Johanna Schumm: Witz und Fülle. Oder was heißt barock? Eine Untersuchung entlang der Schriften Baltasar Graciáns, Konstanz 2024.
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