Schreiben ist Medium wissenschaftlicher Erkenntnis, Methode zum Ordnen von Gedanken, Ausdruck eines persönlichen Standpunkts. Im Studium verfassen wir Hausarbeiten, halten Referate, beantragen Stipendien, schreiben Bewerbungen, exzerpieren Literatur, nutzen die Chatfunktion während eines Zoom-Seminars, kommentieren und teilen Artikel, Videos und Bilder. Woher wissen wir eigentlich, wie das alles geht? Und was macht das jeweilige Medium des Schreibens mit unserem Denken? Gegenstand des Seminars ist das Schreiben als wissenschaftliche und intellektuelle Praxis. Verschiedene Aspekte wissenschaftlichen Schreibens werden anhand von ausgewählten theoretischen Texten zum Thema Schrift und Schriftlichkeit reflektiert. In Schreibübungen wird den Studierenden Raum gegeben, eigene Schreiberfahrungen zu machen und von den Erfahrungen der anderen zu lernen. Sie erhalten Feedback auf das von ihnen Geschriebene und üben, selber Feedback zu geben.Gefragt wird nach der konventionellen Seite akademischen Schreibens ebenso wie nach Möglichkeiten zu ihrer kritischen und kreativen Erweiterung. Wann helfen uns festgelegte Kriterien für das wissenschaftliche Schreiben beim eigenständigen Denken, wann muss eine freiere Form gewählt werden? Ist das überhaupt erlaubt? Wann wird wissenschaftliches Schreiben politisch? Ein Schwerpunkt des Seminars ist das Schreiben mit, durch und über verschiedene Medien. Im Co-Teaching durch den Literaturwissenschaftler und Autor Hannes Becker und der Medienwissenschaftlerin Dr. Hannah Wiemer verbindet das Seminar die Perspektiven beider Fächer auf das Medium der Schrift, den Prozess des Schreibens und die Herausforderungen des Beschreibens von Medien. Studierende lernen dabei, die Medialität der Texte, die ihr Studium bestimmen, zu reflektieren. Wie ändert sich das Schreiben, je nachdem, ob ich über Texte schreibe oder ein Bild beschreibe? Wie schreibe ich, wenn mein Gegenstand ein multimediales Phänomen wie eine Ausstellung oder eine Theateraufführung, ein Computerspiel oder Spielfilm ist?Die Seminar-Lektüre wird auf Moodle zur Verfügung gestellt. Bitte planen Sie genug Zeit für die Vor- und Nachbereitung ein: Zur Seminarlektüre kommen Schreibaufgaben, die Sie in jeder Sitzung erhalten und zur darauffolgenden Sitzung eigenständig bearbeiten.
Naomie Gramlich; Annika Haas, „Situiertes Schreiben mit Haraway, Cixous und grauen Quellen“, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Jg. 11, Heft 20 (1/2019), S. 38-54; Heinrich von Kleist, "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" [1805-06], in: Ders.: Sämtliche Werke und Briefe. Erster Band, hrsg. v. Helmut Sembdner, München: dtv 2001, S. 319-324; Sybille Krämer, „‚Operationsraum Schrift’. Über einen Perspektivwechsel in der Betrachtung der Schrift“, in: Peter Koch; Sybille Krämer (Hgg.): Schrift, Medien, Kognition. Über die Exteriorität des Geistes, Tübingen: Stauffenburg-Verlag 1997, S. 23-57.
Das SE wird durchgeführt in Kooperation mit dem Fachgebiet Medienwissenschaft.
Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden: