In kontrafaktischen literarischen Texten werden fiktive Szenarien entworfen, die auf einem alternativen Geschichtsverlauf beruhen. Sie lassen sich als Gedankenexperimente verstehen, die eine Antwort auf die Frage suchen, was geschehen wäre, wenn die Geschichte einen anderen Weg eingeschlagen hätte – wenn also z.B. die Nationalsozialisten den 2. Weltkrieg gewonnen hätten. Thematisiert werden auf diese Weise Prozesse des Erinnerns und Vergessens, der Umgang mit dem historischen und kulturellen Erbe, die Zwangsläufigkeit geschichtlicher Entwicklungen sowie die individuelle Handlungsmacht.Bei der Analyse der literarischen Texte wird neben der Diskussion über kontrafaktische Methoden und Theorien insbesondere der kritische Rückbezug auf die Wirklichkeit im Zentrum des Seminars stehen. Denn kontrafaktische Literatur schärft durch den Entwurf einer Gegenwelt immer auch den Blick auf die Realität.Als Arbeitsleistung wird die Übernahme eines Expert:innenbeitrags erwartet.
Das SE setzt die Bereitschaft voraus, mehrere (teilweise umfangreiche) Romane zu lesen. Geplant ist die Lektüre von Christoph Ransmayrs „Morbus Kitahara“, Christian Krachts „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“, Michael Kleebergs „Ein Garten im Norden“ und Ian McEwans „Machines Like Me“.
Die Veranstaltung wurde 3 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden: