Als ‚Tiefenzeit‘ lässt sich die erhebliche Erweiterung des Zeithorizonts charakterisieren, die im 19. Jahrhundert in Geologie und Biologie diskutiert wird. Sowohl die Erde als auch die auf ihr lebenden Arten erweisen sich als um ein vielfaches älter als zuvor angenommen. Paläontologie sowie Ur-, Früh- und Vorgeschichte werden zu wissenschaftlichen Spezialdisziplinen – und zur Herausforderung für die zeitliche Gestaltung literarischer Texte.Im SE werden wir Gedichte und Erzählungen besprechen, die von dieser zeitlichen Vertiefung geprägt sind. Dazu gehört die ausdrückliche Thematisierung geologischer und biologischer Erkenntnisse, aber auch ein bestimmter Umgang mit Temporalität, etwa durch Rahmenkonstruktionen oder komplexe Vor- und Rückblicke. Auf dem Programm stehen u.a. Annette von Droste-Hülshoffs „Die Mergelgrube“, Adalbert Stifters „Nachkommenschaften“, Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ und Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“.Vorgesehene Arbeitsleistung: vertiefte Vorbereitung einer Sitzung mit Thesenpapier und kurzem Impulsreferat.
Zur Anschaffung und vorbereitenden Lektüre: Theodor Storm: Der Schimmelreiter, Stuttgart 2015 (Reclams Universal-Bibliothek, 3,60 EUR); Wilhelm Raabe: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte, Stuttgart 2006 (Reclams Universal-Bibliothek, 7,40 EUR).Zur weiteren Orientierung: Peter Schnyder (Hg.): Erdgeschichten. Literatur und Geologie im langen 19. Jahrhundert, Würzburg 2020.
Die Veranstaltung wurde 5 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden: