Griechische und römische Antike sind wichtige Bezugssysteme für die Literatur der Aufklärung und des Klassizismus. Doch wie konstituiert sich diese Antike in literarischen Texten und welche Rolle spielt die Konstruktion von Weiblichkeit für den Blick zurück in die antike Welt wie auch als Spiegel für die Gesellschaft der Zeit um 1800?Im SE beschäftigen wir uns mit dramatischen Texten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, in denen antike weibliche Figuren eine Hauptrolle spielen. Darunter fallen kanonische Lektüren wie Goethes „Iphigenie auf Tauris“ (1786) und Heinrich von Kleists „Penthesilea“ (1808), aber auch Friedrich Maximilian Klingers „Medea in Korinth“ (1791) oder Wielands „Alceste“ (1773). Wir erschließen uns zudem Kontexte der Antike-Erfahrung und Aneignung über nicht-dramatische Quellen, wie z.B. Übersetzungen oder Beiträge aus der Journalkultur und dem Rezensionswesen der Zeit.Wie sich Antike(n)rezeption und Weiblichkeitskonstruktion gerade in Hinblick auf männliche Autorschaften darstellt, wollen wir in den Lektüren und Analysen nachgehen und gemeinsam besprechen. Wir erschließen uns so die literaturgeschichtlichen Zusammenhänge und lernen, Instrumente der Dramenanalyse anzuwenden.Als Arbeitsleistung ist ein Beitrag zu Konzeption, Redaktion und/oder Anfertigung einer gemeinsamen Journalausgabe für die „Neue Thalia“ im Stil der Zeitschriftenkultur des 18. Jahrhunderts als Gruppenarbeit vorgesehen, der zu Semesterende vorliegen soll.Theaterbesuche sind in Abhängigkeit von den Berliner Theaterspielplänen zusätzlich geplant.
Das 18. Jahrhundert. Lexikon zur Antikerezeption in Aufklärung und Klassizismus. Hrsg. von J. Jacob und J. Süßmann. Stuttgart 2018; Frauenbilder. Antike Bildwelten und weibliche Lebenswelten im 18. Jahrhundert. Katalog einer Ausstellung im Winckelmann-Museum vom 30. Juni bis 7. September 2008; Das Geschlecht der Antike. Zur Interdependenz von Antike- und Geschlechterkonstruktionen von 1700 bis zur Gegenwart. Hrsg. von A. Heinze und F. Krippen. Paderborn 2014.
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