„Sonette find ich sowas von beschissen, so eng, rigide, irgendwie nicht gut“, heißt es in einem Gedicht von Robert Gernhardt, ein Urteil, getragen vom Unbehagen an der strengen Form, dass auch oft den Zugang zur Dichtung des Barocks erschwert. Dass aber gerade formale Zwänge neue Möglichkeiten entdecken lassen, ist nicht erst eine Erkenntnis der experimentellen Literatur des 20. Jahrhunderts. Bereits im 17. Jahrhundert war das gesellige Spiel mit literarischen Formen Teil gebildeter Unterhaltung, wie es in den „Frauenzimmer Gesprechspiele[n]“ (1644-57) von Georg Philipp Harsdörffer dargestellt ist: In einer Runde aus sechs Personen werden Echoreime, Gleichnisse, Embleme und weitere literarische Formen nicht nur theoretisch erläutert, sondern auch spielerisch praktiziert. Dieser Idee folgend werden wir uns der Dichtung von Martin Opitz, Sibylla Schwarz, Paul Fleming, Susanne Elisabeth Zeidler, Quirinius Kuhlmann u.a. nicht allein über Lektüre und Textanalyse annähern, sondern die poetischen Verfahren dieser Dichter*innen in Schreibexperimenten selbst erproben. Voraussetzung zur Teilnahme am SE ist aber keineswegs bereits vorhandene Erfahrung im literarischen Schreiben, wohl aber eine Offenheit für experimentelles Schreiben.Die Arbeitsleistung besteht in einem Impulsreferat.
Zeller, Rosemarie: Spiel mit Wissen. Spiel als gebildete Unterhaltung in der Frühen Neuzeit. In: Literatur und Spiel. Zur Poetologie literarischer Spielszenen. Hrsg. von Bernhard Jahn. Stuttgart: Hirzel 2010, S. 97-111.
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