In der spätmittelalterlichen Frömmigkeit spielen mystische und mystagogische Texte – also Texte, die sich mit den Bedingungen und Möglichkeiten einer Vereinigung von Gott und Mensch befassen und zur sogenannten unio mystica anleiten – eine zentrale Rolle. Zugleich entwickeln sich – etwa in Form von illustrierten Einblattdrucken – innovative Möglichkeiten der weltlichen und religiösen Wissensvermittlung. Diese beiden Bereiche treffen in jenen mystischen Kurztexten zusammen, welche mit Hilfe von Bildern komplexe theologische Konzepte für ‚Laien‘ (d. h. für Nonnen, Laienbrüder und religiös Interessierte außerhalb des Klosters) aufbereiten. Wir werden im Seminar anhand von aussagekräftigen Beispielen die medialen Besonderheiten, die inhaltliche Ausrichtung und die Verwendung solcher Text-Bild-Kombinationen analysieren und diskutieren. Im Zentrum unserer Überlegungen wird der in verschiedenen Versionen überlieferte Versdialog „Christus und die minnende Seele“ stehen. Als Arbeitsleistung wird die Vorbereitung eines Kurzreferates (ca. zehn Minuten Länge) erwartet, welches in die Thematik der jeweiligen Sitzung einführt und Diskussionspunkte vorschlägt.
Eine einführende Bibliografie sowie die für das SE relevanten Quellen werden im Moodle-Kurs zur Verfügung gestellt. Grundlegend ist folgende Monografie: Amy Gebauer, „Christus und die minnende Seele“. An Analysis of Circulation, Text, and Iconography (Imagines Medii Aevi: Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung 26). Wiesbaden 2010.
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