"Tabus gibt es keine mehr, außer Gott“, stellte der deutsche Schriftsteller Arnold Stadler 2002 fest und fügte hinzu, man sei eher bereit über die eigenen sexuellen Vorlieben zu reden als über religiöse Angelegenheiten. Dies mag für Partygespräche gelten, für die Literatur der Gegenwart gilt es ebenso wenig wie für die zeitgenössischen Debatten (u.a. in den Feuilletons). Ausgehend davon beleuchtet das SE die Frage nach der Auseinandersetzung deutschsprachiger (erzählender und lyrischer) Texte mit der christlichen Religion seit der Jahrtausendwende, allerdings sind Seitenblicke auf Judentum und Islam unbedingt erwünscht und Teilnehmenden-Vorschläge sehr willkommen. Neben einer genuin literaturwissenschaftlichen Herangehensweise an die Fragestellung und mit Blick auf die Textarbeit sollen außerdem interdisziplinäre Zugänge erprobt werden, v.a. theologische Perspektiven sowie religionssoziologische und philosophische Positionen, die den Status des Säkularen für die modernen Gesellschaften diskutieren (u. a. Hans Joas, Jürgen Habermas, Charles Taylor, José Casanova). Erwartete Studienleistung: regelmäßige Teilnahme, Lektüre- und Diskussionsbereitschaft; Mitwirkung an einer Expert*innengruppe; Abfassung eines Ergebnisprotokolls.
Zur Vorbereitung geeignet: Braun, M., Gegenwartsliteratur, Postmoderne. In: Handbuch Literatur und Religion, hg. von D. Weidner. Stuttgart 2016, S. 199-203; Stockinger, C., Katholische Literatur post-desäkular? Eine Individualisierung des Umgangs mit der Religion. In: zur debatte 3/2023, S. 57-61.
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