“Es ist eine Forderung der Natur, dass der Mensch mitunter betäubt werde, ohne zu schlafen.”, schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe, der als ausgesprochener Weinliebhaber galt. Ob als geselliges Ritual, Bewusstseinserweiterung, Gegenspieler der Vernunft, Eskapismus, pathologischer Zustand oder künstlerisches Experiment zur kreativen Stimulation, das Motiv des Rausches wird von zahlreichen Literaturwerken aufgegriffen, die über eine Darstellung der Substanzwirkung hinaus Einblicke in die psychologischen und soziokulturellen Zusammenhänge des Drogenkonsums und Rauschzustands gewähren. Im Seminar werden wir uns einen motivgeschichtlichen Überblick über den literarischen Umgang mit Rausch- und Betäubungsmitteln in der russischen, sowjetischen und postsowjetischen Literatur anhand exemplarischer Lektüren verschaffen (Gogol’, Čechov, Bulgakov, Ageev, Ėrenburg, Erofeev, Pelevin, Sorokin u.a). Die Texte werden auf ihre poetischen und narrativen Techniken der Ästhetisierung und Simulation von Rauscherfahrungen sowie auf die damit einhergehenden Zusammenhänge im Spannungsfeld zwischen Genuss, Erfahrung, Ritus, Verbot und Sucht befragt. Einige Filme und Zeichentrickfilme werden das Seminarprogramm ergänzen.
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