Kommentar |
Die negativ besetzten Begriffe Diktatur, Tyrannis, Despotie werden heute nicht nur im alltäglichen Sprachgebrauch, sondern auch in der wissenschaftlichen Literatur mehr oder weniger gleichgesetzt. Diktatur ist im Gegensatz zu den beiden anderen aus der Antike stammenden Begriffen ursprünglich keine Bezeichnung für einen Herrschaftstypus gewesen, sondern für ein spezifisches Amt der Römischen Republik. In der politischen Theorie der frühen Neuzeit von Machiavelli bis Rousseau galt diese römische Institution als Modell, wie man eine republikanische Verfassung in einer Krise mit verfassungsmäßigen Mitteln bewahren könne. Dieses Verständnis hat sich bis in das 20. Jahrhundert gehalten – neben einer seit der Französischen Diskussion einsetzenden Verwendung von „Diktatur“ für Unrechtsherrschaft. Seit Mitte des 19. Jh. kam – als Wunsch- oder Horrorvorstellung – noch die „Diktatur des Proletariats“ als Mittel zur Herstellung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung hinzu. In der Übung werden einschlägige Texte von der Antike bis ins 20. Jh. diskutiert werden. |
Literatur |
E. Nolte, Diktatur, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1, 1972, 900-924;
P. Baehr / M. Richter (Hgg.), Dictatorship in History and Theory. Bonapartism, Caesarism, and Totalitarism, Cambridge 2004;
W. Nippel, Diktatur des Proletariats - Versuch einer Historisierung, In: Zyklos. Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie 5, 2019, 71-130. |