„Nichts, was ich schreibe oder sage, wird so wahr sein wie meine Fiktion.“ Mit diesen Worten eröffnet Nadine Gordimer eine Perspektive, die auch das Werk von Elena Ferrante prägt. Ihre Erzählungen erkunden die Verflechtungen von Intimität und Macht, Alltag und Widerstand, Erinnerung und Imagination. Unter dem Begriff „Frantumaglia“ – Fragmente und Unordnung – hinterfragt Ferrante Narrative von sozialem Aufstieg und beleuchtet Konflikte an den Schnittstellen von sozialer Herkunft, Geschlecht und Gesellschaft. Das Seminar betrachtet Ferrantes Werk als ein Phänomen der Gegenwart, das durch die Darstellung von Gefühlen wie Wut, Scham, Neid und Enttäuschung in ihrer Unbändigkeit kulturelle Diskurse weit über den Literaturbetrieb hinaus angeregt hat. Ausgehend von Interviews, Essays und ausgewählten Werken wie Frau im Dunkeln (2006), Die Geschichte eines neuen Namens(2012) und In the Margins (2022) sowie Verfilmungen wie der HBO-Serie My Brilliant Friend (2018–2022), untersuchen wir, wie Ferrantes Texte und deren Rezeption – auch in digitalen Communities wie TikToks #BookTok – Fragen nach Nähe, Emotion und gesellschaftlichen Machtverhältnissen verhandeln. Dazu ziehen wir theoretische Perspektiven von Sianne Ngai (Ugly Feelings), Ann Cvetkovich (An Archive of Feelings), Lisa Baraitsers Überlegungen zu Zeitlichkeit und Widerstand im Alltag (Enduring Time) sowie Baudrillards Reflexionen zur Medialisierung und Hyperrealität (Simulacra and Simulation) heran. Literarische Werke wie Divorcing (1969) von Susan Taubes und Die Jahre (2017) von Annie Ernaux erweitern die Diskussion. Ziel ist es, Ferrantes Werk im Kontext aktueller kulturwissenschaftlicher Fragen zu Subjektivität, Politik und ästhetischer Praxis zu analysieren.
Hausarbeit
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