Affekte, Passionen, Gefühle, Emotionen – die Begriffe für das, was uns innerlich und teils äußerlich sichtbar bewegt sind vielfältig. Literatur bringt dies sprachlich vermittelt in Text und ggf. visuell im Bild zum Ausdruck. Dabei wird ihr oft ein besonderes Potenzial nachgesagt. Dieser literarischen Kompetenz zur Darstellung und Gestaltung von Emotionen möchte das SE in beispielhaften Textanalysen genauer nachgehen. Grundlegend ist dabei die Annahme, dass Emotionen in Literatur kulturell codiert zur Sprache kommen und als textuelle Phänomen beschreib- und analysierbar sind. Literarische Texte spiegeln nicht nur kulturell und historisch variable Gefühlskonventionen. Vielmehr (re-)produzieren, variieren und differenzieren sie die emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten einer Gesellschaft, was sich diskursanalytisch untersuchen lässt. Das SE fragt somit ausdrücklich nicht nach der emotionalen Konstitution von Autor:innen und ebenso wenig nach Gefühlsregungen von Lesenden. Im Fokus steht die Analyse von Emotionen im bzw. am Text. Diskutiert werden Erscheinungs- und Gestaltungsweisen u. a. von Scham, Angst und Mitgefühl in der deutschsprachigen Kinderliteratur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.Als Arbeitsleistung wird die Mitwirkung in einer Expert:innengruppe erwartet.
Zur Lektüre gehören verschiedene Emotionstheorien sowie kinderliterarische Erzähltexte vom Märchen (Auszüge aus Victor Blüthgen: „Hesperiden“, 1878) über die realistische Dorfgeschichte (Johanna Spyri: „Der Toni vom Kandergrund“, 1882) bis hin zur Tiergeschichte (Auszüge aus Waldemar Bonsels: „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“, 1912).
Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2025 gefunden: