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Become Ocean – Entwurf einer aquatischen Musikologie - Detailseite

Grunddaten
Veranstaltungsart Vorlesung Veranstaltungsnummer Ü53455a
Semester WiSe 2024/25 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfristen - Eine Belegung ist online erforderlich Zentrale Abmeldefrist    01.07.2024 - 31.03.2025    aktuell
ÜWP: Zentrale Frist    01.07.2024 - 31.10.2024   
Beschreibung :
Falls Sie in den Belegungsinformationen zu dieser Lehrveranstaltung (Meine Veranstaltungen) ab dem 12.10.2024 noch den Status "AN" bzw. "angemeldet" sehen, dann wurden Sie auf einer Nachrückerliste vorgemerkt, da die vorgesehene Platzzahl bereits erreicht ist.

Die Anmeldung ist grundsätzlich bis zum 31.10.2024 möglich. Eine Vergabe der frei gewordenen Plätze wird bis dahin wöchentlich erfolgen.
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Di. 14:00 bis 16:00 wöch 501 (Seminarraum)
Stockwerk: 4. OG


Kupfer5 Institutsgebäude - Am Kupfergraben 5 (AKU 5)

  findet statt     5
Gruppe 1:


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Klotz, Sebastian, Professor, Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Inhalt
Kommentar

Musikalische Praxen sind in vielfältiger Weise mit dem Lebensraum Wasser verbunden. Viele Mythen der Antike schaffen eine Verbindung zwischen Klängen und dem Wasser: ihm entsteigen Göttinnen (Aphrodite, die Schaumgeborene), dort wirken die Sirenen und Meerjungfrauen, dort rettet ein musikaffiner Delphin den preisgekrönten Sänger Arion vor dem sicheren Tod, indem er ihn von Sizilien bis zurück in die heimatliche Ägäis auf seinem Rücken trägt. Seit der Antike dient Wasser als Antriebsquelle für Instrumente. Schliesslich gestalten Menschen seit Urzeiten ihre Verbindung zum Nahrung spendenden und zugleich gefahrvollen Meer auch in musikalischer und klangbezogener Weise aus. Indigenes Wissen respektiert das Meer, geht Symbiosen mit ihm ein, verehrt marine Lebewesen und die auf das Meer einwirkenden höheren Kräfte.

Die hier vorgeschlagene aquatische Musikologie möchte erkunden, wie der Mensch seine Fundamentalbeziehung zum Meer mittels Musik ausgestaltet. Die Vorlesung begreift das Meer nicht nur als Topos und Sujet von Kompositionen begreift, sondern als semantisches Ensemble (Harmut Böhme) und vielstimmigen Erfahrungsraum, die den Menschen zu vielseitigen Positionierungen herausfordern.

Der Titel der Vorlesung geht auf die symphonische Komposition «Become Ocean» von John Luther Adams (2013) zurück, die unter dem Eindruck des Klimawandels entstand. Hier wird der Ozean nicht mehr dramatisiert, sondern wir werden zu Metamorphosen und Verschmelzungen mit dem marinen Habitat eingeladen. So könnte eine empathische Haltung zum Meer im Sinne einer gemeinsam geteilten Zone entwickelt werden.

Die Vorlesung verdichtet verschiedene, auf das Element Wasser und auf das Meer als kulturellen Erfahrungs-, Imaginations- und Wissensraum bezogene Forschungen. Dazu zählen Ansätze aus der Anthropologie, Biomusikologie, akustischen Ökologie, Popkulturforschung, den Island Studies und Transkulturelle Theorien. Hierzu werden drei Themenfelder identifiziert. Ein erstes Themenfeld sucht nach verborgenen Zusammenhängen zwischen der Entdeckung von whale songs in der Marineforschung des Kalten Krieges mit ihrer publikumswirksamen Verbreitung (National Geographic, Science), der Aufnahme in die Popkultur, der Weltraumforschung (die Gesänge wurden in die Goldene Schallplatte der beiden Voyager-Raumsonden übernommen) und der Akzeptanz von Artenschutzprogrammen für Meeressäuger. Von Relevanz sind die konkrete Klanglichkeit (hier: hydrophone Aufnahmen, die in Form einer LP herausgebracht werden) und Kategorisierungen (hier: als songs, nicht einfach Tierlaute). Die whale songs sind heute über streaming-Plattformen abrufbar.

Ein weiterer Strang der Vorlesung thematisiert die Herausforderungen, die sich für die Musikwissenschaft und Musiktheorie ergeben: sind die im Fach genutzten Konzepte von «Musik», «Kultur», «Intelligenz» und «Kommunikation» menschlich exklusiv – oder sollten wir die Perspektive ändern, um non-linguistic creatures wie Wale (Cetacea) als kulturfähige deep thinkers (Janet Mann) aufnehmen? Wo verläuft die Grenze von Signal und Musik? Wer definiert die Maßstäbe für eine klangbasierte inter-species-Kommunikation?

In einem dritten Themenfeld diskutiert die Vorlesung popkulturelle und futuristische Positionen einer alternativen Sound-Mythologie des Meeres, die u.a. im Diskurs über phantom islands und archipelagisches Denken und in der aqua-topischen elektronischen Musik von Drexciya greifbar werden.

Die Vorlesung steht im Kontext eines inter- und transdisziplinären Ausstellungsprojekts zum Thema „Wasser“, das am Humboldt-Labor und dem Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik unserer Universität für das Humboldt Forum (2025) entwickelt werden.

Literatur
Beaulieu, Marie-Claire, The Sea in the Greek Imagination, Philadelphia 2016.
Böhme, Hartmut, “Elemente – Feuer Wasser Erde Luft", in: Christoph Wulf (Hrsg.), Vom
Menschen. Handbuch Historische Anthropologie, Weinheim, Basel, Beltz 1997, S. 17-45.
Comuzzo, Marie, “Singing with Whales: Exploring Human and Non-Human Connections”,
in: SEM Student News 19.1 “Music and the Anthropocene” (Spring/Summer 2023), online unter https://risingvoicesjournal.com/191-comuzzo
Dawe, Kevin (ed.), Island Musics, New York 2004.
Feldman, Alaina Claire, “Minor Listening, Major Influence: Revisiting Songs of the Humpback Whale”, in: e-flux Journal, Issue #118, May 2021, online unter https://www.e-flux.com/journal/118/394434/minor-listening-major-influence-revisiting-songs-of-the-humpback-whale/
Gaskins, Nettrice. "Deep Sea Dwellers: Drexciya and the Sonic Third Space", in: Shima: The
International Journal of Research into Island Cultures 10, no. 2 (2016). Online unter
https://www.shimajournal.org/issues/v10n2/h.-Gaskins-Shima-v10n2.pdf
Hayward, Philip & Junko Konishi, “Island Music and Performance Culture”, in: Shima: The
International Journal of Research into Island Cultures 11, no. 2 (2017), online unter
https://www.shimajournal.org/issues/v11n2/c.-Hayward-Konishi-Shima-v11n2.pdf
Mann, Janet (ed.), Deep Thinkers: Inside the Minds of Whales, Dolphins, and Porpoises, Chicago
2017.
Steingo, Gavin, Interspecies communication: sound and music beyond humanity, Chicago 2024.
 
Ressourcen:
https://www.johnclilly.com
https://whale.org/#!
http://www.andrewpekler.com/phantom-islands/
https://cantaloupemusic.com/albums/become-ocean
https://www.shimajournal.org/issues.php
Prüfung

Hausarbeit oder Klausur (Termin: 11.2.2025, 14 bis 16 Uhr, R. 501)

Strukturbaum

Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2024/25 gefunden:

Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin