Kommentar |
Dieses Seminar konzentriert sich auf das Gedankengut des ‘Former West’, einer Gruppe von Künstlern, Kuratoren, Forscher und Aktivisten in der zeitgenössischen Kunst, die nach der Wende von 1989 die hierarchische Beziehung zwischen Ost und West in Frage Stellten. Wie 'Former West' es selber ausdrückt: “Das Projekt setzt sich mit den Auswirkungen der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Ereignisse von 1989 auf den gegenwärtigen Zustand auseinander. Dies geschieht auf der Suche nach Wegen, die anhaltend hegemoniale Konjunktur, die ‘der Westen’ ist, zu ‘verehemaligen.’” Oder, etwas einfacher: "Warum ist der Westen nicht einfach ehemalig geworden, wie sein angebliches Gegenstück, der ehemalige Osten?" Während das gesamte Projekt eine allgemeine politische Agenda hatte, war das spezifische Untersuchungsfeld die osteuropäische Kunst nach dem Fall der Berliner Mauer (1989) und dem Zusammenbruch der UdSSR (1991). Mit der Publikation Former-West: Kunst und Gegenwart nach 1989 (MIT Press, 2016) als Ausgangspunkt werden wir Schlüsseltexte und künstlerische / kuratorische Praktiken diskutieren von Theoretikern, Kuratoren und Künstlern die mit Former West verbunden sind, wie zum Beispiel Boris Groys, Maria Hlavajova, Piotr Piotrowksi und Irwin. Ziel des Seminars ist es nicht nur, über das kritische Denken und Handeln des “Former West” nachzudenken, sondern auch festzustellen, ob die zeitgenössische europäische Kunst in der heutigen globalen Welt, über diese historisch entwickelten, geopolitischen Unterscheidungen, Hierarchien und Rivalitäten in der Europäischen Union hinausgegangen ist. Können wir wahrhaftig von zeitgenössischer europäischer Kunst als einer einheitlicheren Kategorie sprechen? |