Kommentar |
Die Entwicklung der Linear- oder Fluchtpunktperspektive als geometrische Zeichentechnik ermöglicht die systematische Darstellung von Tiefe und Raum auf einer ebenen Fläche und setzt diese in Beziehung zu einem punktuell situierten Betrachtersubjekt. Dieser «Subjektivismus» des Sichtbaren hat nicht nur die westliche Malereigeschichte sowie die globale Bildgeschichte nachhaltig geprägt, sondern bildet bis heute eines der wirkmächtigsten Objekte in der Kunst- und Bildtheorie. Dabei stellen sich nicht nur grundsätzliche Fragen zur Eigenart der perspektivischen Darstellung, sondern auch zur perspektivischen Subjektivität sowie Subjektivierungsprozessen:
Leistet die Perspektive eine «korrekte» Wiedergabe der menschlichen Wahrnehmung? Erzwingt sie eine konventionelle Weise des Sehens? Wurde die Perspektive entdeckt oder erfunden? Ist das Subjekt der Perspektive unterworfen? Hat der Modernismus die Perspektive überwunden?
Das Seminar bietet eine Einführung in die Theorie der Perspektive, die wir anhand einschlägiger Texte gemeinsam erarbeiten und diskutieren. Autoren aus der Kunstgeschichte (etwa Panofsky, Damisch, Elkins, Boehm), aus der Philosophie (etwa Merleau-Ponty, Lyotard, Heidegger) aber auch aus der Filmtheorie (Baudry) und der Wissenschaftsgeschichte (Latour), bieten uns die Gelegenheit, der Perspektive und ihren theoretischen Konzeptionen auf den Grund zu gehen.
|