Kommentar |
Meteorologische und klimatologische Geländearbeit ist oft mit großem Kosten- und Materialaufwand verbunden. Bereits seit einigen Jahren jedoch zeichnet sich ein Trend hin zu günstiger Massenware und kreativen Eigenbauten ab, die vor allem in der Stadtklimatologie großes Potential haben. Immer kleinere, leistungsstärkere und günstigere Kleinstcomputer und Mikrocontroller wie Raspberry Pi und Arduino setzen der Kreativität kaum Grenzen. Eine große Zahl von kompatiblen Sensoren und technischen Bauteilen ermöglicht eine unermessliche Fülle an möglichen Einsatzfeldern - so auch in der Wissenschaft. Im Rahmen dieses Studienprojekts möchten wir mit euch eigene kleine Messgeräte bauen, programmieren (Python, Bash, R) und im Kontext meteorologischer und klimatologischer Fragestellungen in der Stadt einsetzen. Das kann z.B. ein Feinstaubmessgerät an eurem Rucksack sein, um das Gesundheitsrisiko eures Wegs zur Uni zu untersuchen oder ein kompakter Stickoxidsensor vor eurer Haustür. Wir geben euch Material, Methodik und Handwerkszeug und ihr gestaltet euer Projekt. Inhaltlich werden sich alle Projekte mit der Luftqualität und ihren Einflussfaktoren in der Stadt auseinandersetzen. Die einzelnen Projekte nähern sich dem Thema jedoch von unterschiedlichen Seiten.
Ihr arbeitet dazu in Kleingruppen an kompakten Projekten. In regelmäßigen Abständen präsentiert ihr der Gruppe Zwischenstände in Form verschiedener wissenschaftlicher Formate mit hippen Namen wie "Elevator-Pitch", "Flash-Talk" und Postersession. Grob lässt sich die Projektarbeit in folgende Teilbereiche gliedern:
1.) Auswahl und Beschaffung von Materialien (viel ist bereits verfügbar, Ergänzungen sind möglich)
2.) Bau und Programmierung der Luftqualitäts- und Wetterstation
3.) Anwendung in einer selbst entworfenen Fallstudie
4.) Auswertung der Ergebnisse
5.) Erstellung eines wissenschaftlichen Abschlussberichts
Ergänzt wird die Projektarbeit durch fachlichen Input in Form von Präsenzsitzungen aber auch ergänzenden Videopodcasts und Software-Tutorials. Die Input-Sessions decken die Einführung in die Welt des Raspberry Pi (Unix, Linux, Python...), kurze fachliche Inputs zu unserem Fokusthema (Luftqualität und Stadtklima) aber auch methodische Elemente zum wissenschaftlichen Arbeiten ab. Zudem wird es Sprechstunden geben, in denen ihr eure Fragen loswerden könnt. Eure Seminarleistungen werdet ihr in unterschiedlicher Form erstellen. Zu einzelnen Uploads erhaltet ihr von uns gezieltes Feedback. In Gruppensitzungen stellt ihr eure Projekte der gesamten Gruppe zur Diskussion.
Zusammenfassend erwartet euch also bei uns ein stark auf Selbstständigkeit ausgerichtetes Projektseminar, welches Lust auf ein bisschen Elektrotechnik und Programmierung voraussetzt. Eure Vorkenntnisse hierzu müssen nicht umfangreich sein. Die Veranstaltung baut jedoch auf den im Modul “Physischen Geographie I”, den in den Gelände- und Labopraktika vermittelten Grundlagen der Klimageographie und der "Einführung in die Statistik" auf und vertieft diese mit einem empirischen Fokus. Für ein erfolgreiches Bestehen sind ein Grundverständnis atmosphärischer Prozesse und die Fähigkeit zur selbstständigen Projektarbeit Voraussetzung. Für eure Projekte geben wir euch das Handwerkszeug mit auf den Weg und setzen gerne eure individuellen Wünsche um, aber verlangen im Gegenzug, die Begeisterung eine klimatologische oder meteorologische Fragestellung mit eurer eigenen "Bastelwut" anzugehen und bereits im laufenden Semester viel Engagement einzubringen.
Die MAP des Studienprojekts ist ein Projektbericht in Form eines wissenschaftlichen Fachartikels (Scientific Paper) im Umfang von ca. 2000-3000 Wörtern. |
Zielgruppe |
Die Veranstaltung richtet sich an Studierende ab dem 3. Semester, die die Grundlagen atmosphärischer Prozesse aus dem Grundstudium beherrschen und das Thema Stadtklima empirisch vertiefen möchten. Außerdem wird ein gewisses Interesse an Elektrotechnik, Programmierung und Bastelarbeit sowie die Fähigkeit zur selbstständigen Projektarbeit vorrausgesetzt. Umfangreiche Vorkenntnisse, welche über das Curriculum der ersten zwei Bachelorsemester Geographie hinausgehen sind jedoch nicht notwendig. |