In der Digitalbranche ist aktuell ein „urban turn“ zu beobachten. Nicht nur verspricht eine zukünftige „Smart City“ einen erheblichen Absatzmarkt für Apps und Technologien, Internet-Unternehmen planen und gestalten Stadt zunehmend selbst. Die Google Tochter Sidewalk Labs entwirft in Toronto einen Stadtteil der Zukunft, in Berlin entstehen derzeit an verschiedenen Stellen Firmenzentralen und Start-Up Hubs der Digitalwirtschaft. Mit den Start-Ups wandeln sich Arbeitsverhältnisse und Bedürfnisse. Ein erheblicher Einfluss auf bestehende Quartiere wird behauptet. Es gibt sichtbaren Widerstand. Der geplante Google-Campus scheiterte am Protest zahlreicher Initiativen.
In dem Projektseminar möchten wir einzelnen Aspekten der von Tech Firmen angestoßenen Restrukturierung der Stadt empirisch nachgehen. Was sind unvermutete Effekte? Wer profitiert? Welche Widerstände gibt es, und wo bestehen politische Handlungsmöglichkeiten?
Ziel des Projekts ist zunächst eine gemeinsame Annäherung an das Thema durch Sekundärliteratur und einen Workshop mit lokalen Expert*innen und Stadtspaziergang am 14.06.-16.06.2019– dieser Termin ist unbedingt freizuhalten!
Darauf aufbauend entwickeln die Teilnehmer_innen ein Forschungsdesign, erheben Daten und werten die Daten aus zu einem der unterschiedlichen Aspekte des Themenfelds:
- Internetwirtschaft und Immobilienmarkteffekte (Symbolische Aufwertung? Höhere Frequenz der Neuvermietungen? Gentrifizierungsdynamiken? Neue Marktsegmente durch Co-Working/Co-Living Spaces?)
- Digitale Arbeit und Stadt (Wandel der Einzelhandelsstruktur? Raum-Zeitliche Entgrenzungen? Entstehung eines Service-Prekariats an Essenzuliefer*innen u.ä.?)
- Inwertsetzung und Wertschöpfung (Warum ‚urban turn‘ der Digitalwirtschaft? Inwertsetzung städtischer Authentizität durch wen? Wie kann die Stadt profitieren?)
- Protest und soziale Bewegungen (Erfolgsbedingungen von Google-Campus-Protesten? Internationaler Wissenstransfer?)
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