Kommentar |
Lukas, als Person unbekannt, erzählt um ca. 100 AD das Leben seines Religionsstifters und richtet sich dabei vermutlich bereits überwiegend an Nichtjuden. Er ist von allen Evangelisten der fabulierfreudigste. Vielleicht versteht er sich als Historiker, der das Leben des Jesus in Beziehung zur Geschichte Israels, aber auch zur Ausweitung des Christentums setzt. Bei Lukas findet man viele der Kernerzählungen um Jesus (z.B. Johannes der Täufer, Herodes, Weihnachtsgeschichte, Heilungswunder, Bekehrungsgeschichten, Verurteilung und Tod), die in Literatur und Kunst stark nachgewirkt haben. Wie auch in der Apostelgeschichte, die auch von ihm stammt, ist er sehr am Verhältnis der neuen Strömung zum Römischen Reich interessiert. Im Seminar soll der Text, in Ausschnitten, nicht aus christlicher Perspektive, sondern als griechische Erzählung gelesen und diskutiert werden.
Text: E. Nestle & K. Aland, Novum Testamentum Graece, Stuttgart 26. Aufl., 1987. Literatur: K. Löning, Das Geschichtswerk des Lukas I-II, Stuttgart 1997, 2006; D. Marguerat, Lukas, der erste christliche Historiker, Zürich 2011; U. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 9. Aufl., Göttingen, 309 ff.; M. Wolter 2004, Das lukanische Doppelwerk als Epochengeschichte, in: C. Breytenbach & J. Schröter, eds., Die Apostelgeschichte und die hellenistische Geschichtsschreibung, Leiden, 253–284. |