Kommentar |
Dekoloniale Theoriebildung hat zum Ziel, koloniale Herrschaft und ihr gegenwärtiges Fortbestehen zu analysieren, sowie Möglichkeiten ihrer Überwindung auszuloten. Koloniale Herrschaft und die mit ihr verbundenen Leiderfahrungen werden dabei nicht als Abweichung von den universalistischen Idealen der europäischen Aufklärung verstanden, sondern als mit ihnen selbst verbunden. Im Namen des Universalismus, so die oft geäußerte Kritik, wurde das als partikular verstandene nicht-europäische Andere ausgeschlossen, unterworfen, vernichtet. Der aus westlicher Perspektive konstruierte Universalismus kann dieser allgemeinen Diagnose zufolge also nicht einfach zur Kritik kolonialer Herrschaft herangezogen werden, sondern ist selbst problematisch. Doch worin besteht die Antwort: In der Ablehnung des Universalismus überhaupt oder in seiner Dekolonisierung? Und wenn letzterer Weg gegangen wird, was bedeutet das?
Das Hauptseminar wird zuerst einen Einblick in Schlüsseltexte der dekolonialen Theoriebildung (Cesaire, Fanon, Said, Spivak, Bhabha, Quijano, Mignolo) liefern. Aufbauend auf diese Grundlage wird die angesprochene Universalismuskritik vertieft. Dies findet in drei Blöcken statt: Kritik des epistemischen Universalismus (Kritik europäischer Wissensregime), Kritik des normativen Universalismus (Kritik der Menschenrechte) und Kritik des geschichtsphilosophischen Universalismus (Kritik des Fortschrittsdenkens). Das Hauptseminar ist forschungslastig angelegt: Das auch mir noch nicht gänzlich bekannte Terrain der dekolonialen Theorie soll gemeinsam erschlossen werden. Teilnahmeleistung: Lektürenotizen. Optionale Prüfungsleistung: Hausarbeit. " |