Kommentar |
„Buch der Anbetung des Re im Westen“ lautet der originale Titel eines Werks, das in der Ägyptologie als „Sonnenlitanei“ bekannt ist. Es handelt sich um einen liturgischen Text, der mit der Gattung der Unterweltsbücher thematisch eng verwandt und wie diese erstmalig in Gräbern der 18. Dynastie bezeugt ist. Im Gegensatz zu den Unterweltsbüchern beschränkt sich jedoch der bildliche Anteil der Sonnenlitanei auf die sogenannte Große Litanei (der ersten von insgesamt neun), bei deren 75 Anrufen an den Sonnengott bestimmte Beinamen herausgegriffen und zu einem Bild konkretisiert werden. Dabei erscheinen diese Illustrationen in der Regel entkoppelt von den dazu gehörigen Lobpreisungen, im Grab Thutmosis‘ III. sogar auf unterschiedlichen Trägern – der Litaneitext auf dem Leichentuch des Königs (CG 40001), die Figuren samt ihren Namen auf den beiden Pfeilern der Sargkammer (KV 34). Diese verbildlichten Epitheta entspringen der Vorstellung vom universalen Charakter des Sonnengottes, umschreiben aber insbesondere seine Funktionen und Erscheinungsformen in der Unterwelt, in deren Tiefe die Sonne jede Nacht hinabtaucht. Die Prinzipien, nach denen die Eigenschaften des Sonnengotts in einer ad hoc kreierten göttlichen Gestalt Ausdruck finden, werden im Fokus des Seminars stehen. Die Lehrveranstaltung findet im zweiwöchentlichen Rhythmus statt (Beginn 28.4.2022).
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