Unterweltsgang und Divination: Eine (inter)kulturelle Erkundung des 6. Buchs der Aeneis - Detailseite

Nicholas Horsfall hat, in Nachfolge Eduard Nordens, in seinem monumentalen Kommentar das 6. Buch der Aeneis so charakterisiert: „a magnificent construct, a masterpiece of eschatological bricolage, just as one should expect from study of the poet's methods elsewhere“. Diese Bricolage ist zunächst einmal eine komplexe literarische Auseinandersetzung mit v.a. griechischen Vorgängern, allen voran natürlich Homer, aber auch Platon. Wer diesem magnificent construct einigermaßen gerecht werden möchte, muss aber nicht nur die intertextuellen Bezüge erfassen, sondern auch die interkulturellen. Wenn es hier (und auch sonst in der Aeneis) etwas wie einen roten Faden gibt, dann den, dass die antike Praxis der Divination, der griechischen wie der römischen, in ihren diversen Erscheinungsformen quasi als Leitmotiv dienen kann. Das Seminar möchte daher ein wenig die Funktion der Sibylle gegenüber Aeneas übernehmen und Weggeleiterin bei der Erkundung der dunklen vergilischen Unterwelt sein. Vielleicht gelingt es ja, gemeinsam zumindest einige Höhlenbereiche zu erhellen.

Lit.: E. NORDEN, P. Vergilius Maro, Aeneis Buch VI. 3. Aufl. Leipzig 1926 u.ö.; N. HORSFALL, Virgil. Aeneid 6. A commentary. Berlin 2013.