Kommentar |
Seit Beginn des 15 Jhs. und dann zunehmend im 16 Jh. zeigten sich die Künstler aktiv darum bemüht, die Rolle des manuell arbeitenden Handwerkers, dem ein nur geringes gesellschaftliches Ansehen zukam, abzustreifen. Sie traten in einen Wettstreit mit der Poesie (paragone), die als Trivium mit der Rhetorik und Grammatik zu den 7 Freien Künsten den Grundlagen der humanistischen Bildung zählte. Der graduell neuerrungene soziale Status des Künstlers manifestiert sich auf vielfältiger Weise, die von wohldurchdachter Selbstinszenierung im Bild bis hin zum selbstbewussten Auftreten in der Gesellschaft reicht. Von der Analyse unterschiedlicher bildlicher und literarischer Formen der künstlerischen Selbstdefinition ausgehend, wird in diesem Seminar dem gewachsenen und gewandelten künstlerischen Selbstverständnis des Künstlers in der Frühen Neuzeit (15-17 Jh.) nachgegangen, welches allerdings nicht zwingend zum Erfolg und gesellschaftlichen Ansehen, sondern gelegentlich zur existentiellen Angst und Selbstverzweiflung führen konnte. Studiert werden unterschiedliche Zeugnisse, so etwa u.a. Künstlersignaturen, Selbstbildnisse, Selbstinszenierungsversuche in der Privatsphäre (Ausgestaltung der eigenen Privathäuser), Arbeitsverträge, Gerichtsprozessakten, Rechnungsbücher, Künstlerautobiographien, Briefe und persönliche Tagebücher. |
Literatur |
Kris/ Kurz, Die Legende vom Künstler. Ein geschichtlicher Versuch (1934), Frankfurt 1980; Rudolf Wittkower, Künstler. Außenseiter der Gesellschaft (1963), Stuttgart 1965; Warnke, Der Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers, Köln 1985; P. Barolsky, Giottos Vater, Berlin 1996. |