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Zwischen ethischen Zukunftsvisionen und realen Möglichkeiten: Handlungsspielräume und strukturelle Grenzen gemeinwohlorientierter Unternehmen in Berlin - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 51725
Semester SoSe 2021 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfristen - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Digital

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mi. 14:00 bis 16:00 wöch     findet statt    
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kühn, Cornelia , Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Philosophische Fakultät, Institut für Europäische Ethnologie
Inhalt
Kommentar

Das von Christian Felber (Felber 2010) entwickelte alternative Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie strebt die Mehrung des Gemeinwohls anstelle der Mehrung des Kapitals an. Unter Gemeinwohl gefasst werden die Werte Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Zur Umsetzung des Konzepts werden Unternehmen (aber auch Vereine, Institutionen und Gemeinden) angeregt, eine Gemeinwohl-Bilanzierung anhand normativ festgelegter sozial-ökologischer und ethischer Kriterien zu erstellen. Die Gemeinwohl-Bilanzierung beinhaltet dabei umfassend soziale, ökologische, demokratische und kooperative Aspekte und bewertet nicht nur das Produkt oder die Dienstleistung des Unternehmens, sondern auch das Unternehmen selbst wie beispielsweise die Bezahlung und die Partizipation der Mitarbeitenden, die ökologische Verantwortung der im Unternehmen Beschäftigten, aber auch die sozial-ökologischen Standards des Finanzdienstleisters und der Zuliefererfirmen oder den Nutzen des Unternehmens für zukünftige Generationen. Als Anreiz für dieses veränderte Gemeinwohlstreben soll eine veränderte Besteuerung dienen, so dass sich ein werteorientierter Unternehmensfokus entwickeln kann. Damit sollen die strukturellen Zwänge, die bislang die in Konkurrenz zueinanderstehenden Unternehmen zu einer Profitmaximierung auf Kosten der Umwelt und der Menschen nötigen, aufgelöst und die wirtschaftlichen Strukturen so umgewandelt werden, dass ein kooperatives Miteinander im Streben um das größtmögliche Gemeinwohl nicht nur ermöglicht, sondern sogar strukturell angelegt wird (Giselbrecht/Ristig-Bresser 2017, Kühn 2019). Mehr als 2.000 Unternehmen unterstützen bislang das Modell, wovon rund 400 Mitglieder der Gemeinwohl-Ökonomie sind oder bereits eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt haben.

In dem Seminar werden die ethischen Vorstellungen der Gemeinwohl-Ökonomie sowie die Handlungsmöglichkeiten und strukturellen Grenzen gemeinwohlorientierter Unternehmen unter kulturwissenschaftlicher Perspektive untersucht. Dafür werden zuerst die aktuellen gesellschaftlichen Risiken in Bezug auf das Ökosystem, den gesellschaftlichen Wohlstand, den sozialen Zusammenhalt und die subjektive Leistungsfähigkeit in ihrem strukturellen Zusammenhang analysiert (Brand/Wissen 2017, Enste 2015, Göpel 2020, Jackson 2013, Neckel 2018, WBGU 2011, Weizsäcker/Wijkman 2017). Dabei stehen die konkreten Wechselwirkungen von gesellschaftspolitischen Diskursen, wirtschaftspolitischen Strukturen und sozial-kulturellen Praktiken im Mittelpunkt der Analyse, durch die kulturelle und normative Orientierungen konstituiert und Subjektivitäten, Selbstbilder und Selbstverständnisse verhandelt, (re)produziert oder transformiert werden (Adloff 2018, Bourdieu 1998, Reckwitz 2008). Auf dieser Basis soll die Gemeinwohl-Ökonomie als alternatives Wirtschaftskonzept, aber auch als ein alternatives kulturell orientierendes Wissenskonzept mit ihren alternativen Wertvorstellungen (Menschenwürde, globale Gerechtigkeit, ökologische Verantwortung, Transparenz, Partizipation), den veränderten Organisationsstrukturen (Kooperation, Soziokratie, Konsententscheidungen, Gewaltfreie Kommunikation) und einer alternativen Zukunftsimagination (Adloff/Neckel 2019, Dierksmeier 2016, Eisenstein 2017, D’Alisa/Demaria/Kallis 2015, Schmelzer/Vetter 2019, Schneidewind/Zahrnt 2013) betrachtet werden. Anhand konkreter empirischer Beispiel werden anschließend die Handlungsspielräume und die strukturellen Grenzen gemeinwohlorientierter Unternehmen analysiert und nach Möglichkeiten von kulturellem und sozialem Wandel gefragt (Heidbrink u.a. 2018, Kühn 2020, Scheffler/Lieber 2018, Schneidewind 2018, Sommer/Welzer 2014). In dem Seminar sollen Elemente soziokratischer Organisationsstruktur experimentell angewandt werden.

 

Literatur

Adloff, Frank / Sighard Neckel (2019): Modernisierung, Transformation oder Kontrolle? Die Zukünfte der Nachhaltigkeit. In: Klaus Dörre / Hartmut Rosa / Karina Becker / Sophie Bose / Benjamin Seyd (Hrsg.): Große Transformation? Zur Zukunft moderner Gesellschaften. Sonderband des Berliner Journals für Soziologie. Wiesbaden, S. 167-180.

Adolff, Frank (2018): Politik der Gabe. Für ein anderes Zusammenleben. Hamburg.

Bourdieu, Pierre (1998): Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. Frankfurt a.M.

Brand, Ulrich / Markus Wissen (2017): Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. München.

D'Alisa, Giacomo / Federico Demaria / Giorgios Kallis (2015): Degrowth: A Vocabulary for a New Era. New York / London.

Dierksmeier, Claus (2016): Qualitative Freiheit. Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung. Bielefeld.

Eisenstein, Charles (2017): Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich. München.

Enste, Dominik H. (2015): Markt und Moral. Eine ordnungsethische Reflexion. Köln.

Felber, Christian (2010): Die Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Wien.

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2021. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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