Kommentar |
Wie spricht das Alte Testament eigentlich von Gott? „Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte“ (Hos 8,6), formuliert beispielsweise das Hoseabuch und sucht offenbar einen deutlichen (Wesens-)Unterschied zwischen Gott und Mensch herauszustellen. Gleichzeitig findet sich gerade im Alten Testament eine Vorliebe für anthropomorphe Gottesvorstellungen: Gott ist Töpfer, Hirte, Richter, König, Vater, Mutter u.v.m. Gänzlich unabhängig von der Frage, wie sich diese bildhafte oder metaphorische Rede von Gott zum biblischen Bilderverbot verhält, dürfte eines fest stehen: Gott lässt sich nicht auf eine Gottesvorstellung festlegen. Vielmehr sind Gottesbilder nur im Plural wahr. Denn erst die Einzigkeit Gottes ermöglich die Vielfalt von Gottesbildern. Dabei lassen sich die zahlreichen Gottesaussagen der Schrift keinesfalls in eine systematische Gotteslehre überführen. Vielmehr beindrucken sie durch ihre Pluralität und Komplementarität.
Die Vorlesung führt grundlegend in die Theologie des Alten Testaments ein (Schöpfung, Gnade, göttliche Gegenwart/Präsenz, Königtum, Heiligkeit, Tora/Recht usw.). Dabei stehen insbesondere die Hauptlinien des Gottesverständnisses im Vordergrund, die am Beispiel ausgewählter theologischer „Spitzentexte“ vorgestellt, literar- sowie religionsgeschichtlich eingeordnet und bibeltheologisch in der Vielfalt von Themen und Motiven eingeordnet werden. Ausgehend von detailorientierten exemplarischen Exegesen werden Kontinuitäten und Diskontinuitäten in den Gottesaussagen der Schrift erarbeitet, nicht um sie in einer systematisierenden Perspektive zu vereinfachen oder vereinheitlichen, sondern vielmehr die theologische Produktivität der innerbiblischen Vielfalt im und als kanonischen Diskurs aufscheinen zu lassen. |
Literatur |
Deissler, Alfons, Die Grundbotschaft des Alten Testaments, Freiburg, 1972.
Jeremias, Jörg, Theologie des Alten Testaments (ATD Ergänzungsbände 6), Göttingen 2015.
Schmid, Konrad, Theologie des Alten Testaments, Tübingen 2019. |