Kommentar |
Das Erzählmuster der ‚Mahrtenehe‘ basiert auf der Verbindung zwischen einem nichtmenschlichen, mythischen Wesen (z.B. einer Fee) oder einem Wesen aus der Anderwelt (z.B. dem Schwanritter aus der Gralswelt) – einem Mahr – und einem Menschen. Immer ist die Mahrtenehe zum Scheitern verurteilt, denn der/die menschliche Partner/in kann die Auflagen, die mit dieser Verbindung einhergehen (wie Redetabu, Fragetabu, Sichttabu) nicht einhalten. Wenngleich dieses Ende ‚erzähllogisch‘ also stets vorgegeben ist, wird das Muster der 'gestörten Mahrtenehe' in mittelalterlicher Literatur in verschiedener Weise funktionalisiert, und dient z.B. dazu, höfische oder genealogische Probleme zu verhandeln, eine (mythische) Legitimierung zu verleihen oder die Konzepte von Mensch, Anderweltwesen und Minne zu diskutieren. Im SE werden wir grundlegende Züge des Erzählschemas am Beispiel des Ritters von Staufenberg erarbeiten, um dann Funktionalisierungen und Variationen der ‚Gestörten Mahrtenehe‘ zu untersuchen: Neben volkssprachigen, deutschen Texten des hohen und späten Mittelalters wie z.B. Konrads von Würzburg Partonopier und Meliur und Der Schwanritter sowie Thürings von Ringoltingen Melusine soll es auch Exkurse in den Bereich fachthematischer Schriften (Paracelsus De Nymphis), die französische Literatur (Marie de France Lanval) und Ausblicke in moderne Rezeptionen geben, die eine komparatistische Perspektive auf das Thema öffnen. Ein Reader mit auswählten Primär- und Forschungstexten wird zu Beginn des Semesters über Moodle bereitgestellt.
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Literatur |
zur Einführung: Armin Schulz: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive. Hrsg. von Manuel Braun, Alexandra Dunkel und Jan-Dirk Müller. Berlin, München, Boston 2015. S. 214-241. |