Kommentar |
In der Sprache der Philosophie werden nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse formuliert, sie vermittelt in ihren Modellen kritischer Reflexion auch eine bestimmte philosophische Kultur. Theodor W. Adorno hat in seiner Schrift Jargon der Eigentlichkeit von 1964 und in einigen Abschnitten der Negativen Dialektik von 1966 die Sprache und die Philosophie Martin Heideggers auf substantielle Weise kritisiert. Diese Kritik ist exemplarisch für eine anhaltende Kontroverse in der Philosophie des 20. Jahrhunderts, die sich mit den Begriffen von Ontologie und Dialektik kennzeichnen lässt. Der Jargon der Eigentlichkeit stellt aber keine bloß historische Debatte dar, sondern kehrt im aktuellen Diskurs um Authentizität, Identität und Krise sowie im Zuge der Relativierung der Möglichkeit von Kritik und Wissen wieder. Im Seminar sollen Ausschnitte aus Adornos Texten sowie eine Auswahl von Texten Heideggers (Sein und Zeit, Einführung in die Metaphysik, Platons Lehre von der Wahrheit) gelesen und mit der Kritik Adornos konfrontiert werden, um das jeweils völlig verschiedene philosophische Selbstverständnis herauszuarbeiten und kritisch auf Tendenzen der Gegenwart zu beziehen. |