Kommentar |
Pornographie zielt auf die sexuelle Erregung, so mag ein basaler Definitionsversuch lauten, und wird gemeinhin mit dem Obszönen in Verbindung gebracht, da sie mit Konventionen und Moralvorstellungen bricht und dabei mitunter auch das Ekelerregende darstellt. Die Bestimmung dieser Begriffe aber – Konvention, Moral, Obszönität, Ekel – sind historisch wandelbaren sozio-kulturellen Bedingungen unterworfen und machen eine Definition des Pornographischen an sich problematisch: Was zeichnet einen Text als pornographisch aus? Die sich wandelnden Bestimmungen von und der Umgang mit Pornographie erlauben es, die gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen einer bestimmten Zeit sowie die damit verbundenen ideologischen und politischen Implikationen zu beleuchten, die zu Phänomenen wie (Selbst)Zensur führen können. Gerade Pornographie war und ist regelmäßig Gegenstand normativer und moralisierender Zuschreibungen: Ist Pornographie eine Form der sexualisierten – insbesondere frauenfeindlichen – Gewalt oder kann sie Ausdruck sexueller Selbstbestimmung sein? Bilden pornographische Texte praktizierte Sexualitäten ab oder stellen sie den Rezipierenden Utopien dar? Gerade die in der zeitgenössischen französischen Literatur beobachtbare Form der „Autopornographie“ – wie in den Texten von Guillaume Dustan und Catherine Millet – wirft Fragen über die Bestimmung des Pornographischen und der Literarizität pornographischer Texte auf. Das Seminar wird sich mit Theorien zur Pornographie, zum Obszönen und zum Ekel auseinandersetzen und eine Auswahl an prominenten Texten der französischen – vor allem zeitgenössischen – Literatur lesen (Marquis de Sade, Bataille, Guibert, Despentes, Dustan, Houellebecq). Wenn Sie an dem Seminar teilnehmen möchten, sollten Sie grundsätzlich dazu bereit sein, explizite sexuelle Darstellungen in Text und Film zu analysieren und darüber kritisch zu sprechen. Obszöne Darstellungen sollten Sie nicht schockieren. Französischkenntnisse werden vorausgesetzt. |