Im Seminar werfen wir Schlaglichter auf Verhältnisse künstlerischer Werke und anderer Objekte der Kulturgeschichte zu politischen Fragen, Bewegungen und Mächten in der Moderne. In Vorbereitung auf die Bremen-Exkursion im September 2020 diskutieren wir im Wesentlichen drei Themenbereiche:
Erstens: (Post- und Neo-) Kolonialismus in Moderne und Gegenwart. Untersuchungsgegenstände sind etwa koloniale Reise- und Produktwerbungen um 1900 sowie mitunter unbewusste geistige Kollaborationen von Künstler*innen mit dem Kolonialismus und dessen Erbe in der Moderne (beispielsweise in der Skulptur Fritz Behns, Gerhards Marcks und Emy Roeders). Fremdrepräsentationen von Kolonialherren durch die Augen der Kolonialisierten interessieren uns weiterhin in ihrem (eingeschränkten?) kritischen Potential. Aktuelle Debatten um das Fortleben kolonialen Denkens und um die Restitution von Objekten aus den ehemaligen Kolonien wollen wir exemplarisch mit Fokus auf aktuelle Debatten zum Humboldt-Forum führen.
Der zweite Block beschäftigt sich mit künstlerischen Hetero- und Utopien. Am Beispiel der ehemaligen Künstlerkolonie Worpswede diskutieren wir Heinrich Vogelers Barkenhoff in seiner Entwicklung vom unpolitischen Jugendstilparadies zum politischen Ort der solidarischen Roten Hilfe nach der Oktoberrevolution in Russland. Dabei soll Worpswede als Ort der Aushandlung unterschiedlicher, künstlerisch untermauerter Gesellschaftsentwürfe untersucht werden.
Der letzte Block widmet sich der Kunst im Nationalsozialismus, mit Fokus auf die Heimatkunst sowie auf das Konzept der entarteten Kunst. Am Beispiel der Biographien Emil Noldes und Gerhard Marcks in der NS-Zeit und ihres Oeuvres setzen wir uns aus kunsthistorischer Sicht mit dem auch jüngst viel debattierten Verhältnis von Künstler*in und Werk auseinander.
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