Kommentar |
Spätestens seit dem europäischen Erbejahr ECHY 2018 mit dem Thema Sharing Heritage ist eine Diskussion wieder in den Blickpunkt gerückt, die sich mit Kulturerbe und ihren Grenzziehungen beschäftigt. Dass dabei die Verbindungen zwischen kulturellen und nationalen Grenzziehungen thematisiert werden, liegt nicht zuletzt in der Geschichte der Denkmal- und Kulturerbepflege begründet. Dagegen kann transkulturelles Erbe nicht eindeutig einer gesellschaftlichen Gruppe und/oder einem kulturellen bzw. nationalen Raum zugeordnet werden. Transkulturelles Erbe, so die Folgerung, unterläuft somit eindeutige Zugehörigkeitsmarkierungen, denn das Transkulturelle bezieht sich auf Einflüsse, Anreicherungen und Austauschprozesse, die oftmals auf Wissen, Mobilität und Migration beruhen.
Transkulturelles Erbe wird in der Forschung in Hinblick auf drei Aspekte diskutiert: Erstens als transkulturelles Erbeobjekt, das durch materielle und personelle Ströme Ort und Raum überschreitet, zweitens als transkulturelle Erbekonstruktion, die sich durch soziale Prozesse der Migration und Identitätszuschreibung herausgebildet hat, und drittens als transkulturelles Erbe, dass durch den Transfer von Begriffen und Konzepten entsteht. Ergänzt werden könnten sogenannte globale Erbebezüge, wie sie beim industriellen Erbe global agierender Firmen (AEG, Siemens) zu erkennen sind. Gleichzeitig kann Transkulturalität auch als Methode verstanden werden, die das Hybride, Flüchtige, Plurale untersucht, sowohl am Objekt, wie in der Prozesshaftigkeit und Relationalität von Erbe und der sozialen Interaktion.
Zentral steht im Seminar zunächst die Frage, wie das transkulturelle Erbe beschrieben und analysiert werden kann, bzw. selbst als Methode das Verständnis von Erbeobjekt und Erbekonstruktion prägt. Im Kontext der gesellschaftspolitischen Dimension ist zudem kritisch zu diskutieren, inwieweit das Transkulturelle zu einer offenen und wertepluralen Denkmal- und Kulturerbepflege beitragen kann.
In dem Seminar werden neben der Vermittlung von theoretischen Grundlagen und der vertiefenden Diskussion auch Termine an transkulturellen Orten und Räumen Berlins stattfinden. Das Seminar wird zusammen mit Frau Dr. Heike Oevermann vom Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung angeboten.
Für die Zulassung zum Seminar ist die Anmeldung in AGNES Voraussetzung sowie die Übernahme eines der Referatsthemen ausschließlich persönlich in der ersten Seminarstunde.
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