Kommentar |
Das Masterseminar beschäftigt sich mit der Genese, Geschichte und den Funktionen von Passdokumenten. Pässe sollen die Identität der sie tragenden Personen nachweisen – über Personalien, Fotos, biometrische Daten –, Reisen ermöglichen, Grenzübertritte begleiten und das besitzende Individuum in seiner Existenz und Mobilität, teilweise auch in seinen Privilegien sichern. Zugleich stellen Pässe ein Medium der Kontrolle, der Ausweisung, Ausschließung, Diskriminierung dar und sind in der Moderne genuin an das Konzept des Nationalstaats und dessen multiple Grenzen gebunden. Keinen Pass zu haben, „sans papiers“ zu sein, bedeutet oft, nicht oder nicht sichtbar existieren zu müssen. Als Versprechen oder Bedingung des Passierens von Landes-, aber auch von politischen und sozialen Grenzen sind Pässe oft Gegenstand von Fälschungen ebenso wie von Kunstprojekten. Das Seminar wird verschiedene historische Szenen des Passgebrauchs aufgreifen, beleuchten sowie in theoretischer Hinsicht reflektieren – unter anderem unter der Perspektive der Konstruktion von Subjektivität und Gouvernementalität bzw. der Biomacht nach Michel Foucault und der der Kontrollgesellschaft nach Gilles Deleuze.
Das Seminar wird nach dem Prinzip der Sitzungsleitung aufgebaut: Voraussetzung für die Erlangung eines Teilnahmescheins ist die Übernahme der Vorbereitung einer Sitzung – im Idealfall geschieht dies in Gruppen von zwei bis maximal drei Personen. Vorgegebene Lektüren sollen dafür besonders gut vorbereitet und zur Diskussion gestellt werden, gegebenenfalls auch verbunden mit einem historischen Fallbeispiel. Dafür sollen ab dem 6. Mai die Seminarsitzungen regelmäßig wöchentlich über Zoom stattfinden. Neben den erwähnten Texten von Foucault und Deleuze werden wichtige Positionen im Seminar sein: „Der Körper und das Archiv“ (Allan Sekula, 1986), „Fotografische Erfassung“ (Susanne Regener, 1999), „Der Schein der Person“ (Valentin Groebner, 2004), die Surveillance Studies. Die ersten beiden Wochen der Vorlesungszeit (20. April bis 1. Mai) sollen zum Einstige in das Thema der Lektüre von fiktionalen und dokumentarischen Texten dienen: es werden Teile aus B. Travens „Das Totenschiff“ (1926), journalistische Texte von Joseph Roth (1920er Jahre) und der Roman „Der Paßfälscher“ von Cioma Schönhaus (2004).
Als Prüfungsform für eine MAP stehen das Format der Hausarbeit oder der multimedialen Präsentation (etwa Podcast) zur Verfügung |