Kommentar |
Zu den Merkmalen moderner Schulsysteme gehört eine Gruppierung von Schulkindern in Klassen, die nach Alter definiert werden und die die Grundlage einer ‚normalen‘ Schulkarriere definieren. Die Formierung von Schulklassen nach dem Jahrgangsprinzip war historisch keineswegs selbstverständlich. In einem Kontext, in dem keine Schulpflicht bestand und die Bildungsverläufe äußerst individualisiert waren, stellte die Organisation des Unterrichts nach Klassen lange Zeit zwar eine Möglichkeit dar, war aber keine Norm. Dass Schulklassen nach dem Altersprinzip und nicht nach dem Stand der Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler organisiert werden sollten, wurde erst im späten 19. Jahrhundert zu einer Selbstverständlichkeit in der Schul- und Unterrichtsorganisation. Das Seminar verfolgt diese stille Revolution der Organisation von Schulsystemen von der Mitte des 17. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Das Seminar behandelt diese Themenstellung unter Heranziehung internationaler und deutscher Analysen wie Beispielen und wird mit Quellen und Materialien aus einem laufenden Forschungsprojekt arbeiten. Englische Lesekenntnisse sind nötig. |