Kommentar |
Die vielbeschworene „Sattelzeit“ (Koselleck) um das Jahr 1800 herum hat neben zahlreichen Veränderungen der politischen und sozialen Systeme auch einen ästhetischen Paradigmenwechsel hervorgebracht. Ausgehend von England und Deutschland werden in fast ganz Europa klassizistische oder neoklassizistische Modelle durch romantische ersetzt, die dann das ästhetische Empfinden in weiten Teilen des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus bestimmen. Italien gilt in dieser Hinsicht insofern als Sonderfall, als sich dort das romantische Modell nur bedingt durchsetzen konnte, was oftmals einer politischen Semantisierung der ästhetischen Begriffe zugeschrieben wird.
Im Rahmen des Seminars sollen die wichtigsten Texte der (neo-)klassizistischen und der romantischen Literatur Italiens untersucht werden, um zu einer Charakterisierung der jeweiligen Modelle zu kommen. Kontrastiert und ergänzt wird dies durch die Lektüre einiger Schlüsseltexte für die theoretische Debatte um Romantik und Klassizismus, die nicht zuletzt für die historische und politisch-soziale Situierung der italienischen Literatur im frühen 19. Jahrhundert aufschlussreich ist.
Vorläufige Liste der zu diskutierenden Texte: Giacomo Leopardi, L’infinito, Alla luna, Dialogo di un islandese e la natura; Alessandro Manzoni, Adelchi, I promessi sposi; Massimo D’Azeglio, Ettore Fieramosca; Ugo Foscolo, Dei Sepolcri; Giuseppe Parini, La recita de’ versi; Vincenzo Monti, Sermone sulla mitologia; Mme De Staël, Sulla maniera e l’utilità delle traduzioni; Giacomo Leopardi, Discorso di un italiano intorno alla poesia romantica; Giovanni Berchet, Lettera semiseria. |