Ob Elektrizitätsnetze, Staudämme oder Kanalisationen, großtechnische Infrastrukturen funktionieren oft im Verborgenen. Dennoch strukturieren sie entscheidend unseren Alltag. Sie werden beispielsweise dann sichtbar, wenn die vielerorts selbstverständliche Bereitstellung von Wasser und Energie – z.B. beim Blackout – plötzlich ausfällt. Zugleich stehen Infrastrukturen mit natürlichen Umwelten in enger Wechselwirkung. Sie transformieren Landschaften zum Nutzen der Menschen, um Naturgewalten zu beherrschen und Ressourcenströme zu kontrollieren. Allerdings verlaufen diese infrastrukturellen Eingriffe selten nur in eine Richtung. Natürliche Kräfte entziehen sich diesen technischen Einhegungsversuchen – wenn kanalisierte Flussläufe Überschwemmungen verursachen oder ein Unwetter das Bahnnetz mit seinen Logistikketten lahmlegt.
Infrastrukturen sind, wie das Seminar zeigen möchte, ein historisches Phänomen par excellence. Sie strukturieren Gesellschaften, begrenzen Möglichkeitsräume und setzen Handlungspotentiale frei. So war beispielsweise die Eisenbahn im 19. Jahrhundert entscheidend für die Staatsbildung oder die städtische Wasserversorgung zentral für den Wandel individueller Körperroutinen.
In der Lehrveranstaltung beleuchten wir einzelne Infrastrukturgeschichten vom 18. über das 19. bis zum 20. Jahrhundert aus verschiedenen Blickwinkeln: Dabei findet ihre Begriffsgeschichte ebenso Berücksichtigung wie technik- und umweltgeschichtliche Zusammenhänge. Ziel ist es, die Studierenden in die Potentiale und Grenzen dieses wachsenden Forschungsfeldes einzuführen.
Organisation und Aufbau
Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung zwischen der HU und der TU Berlin (Dr. Christian Zumbrägel), die Studierende von beiden Universitäten miteinander ins Gespräch bringen möchte. Die erste Seminarhälfte findet in Räumlichkeiten der HU, die zweite Seminarhälfte an der TU statt. Geplant ist zum Semesterende eine Tagesexkursion zum infrastrukturgeschichtlichen Thema. Die Veranstaltung richtet sich vorrangig an MA-Studierende. Studierende der HU können die Veranstaltung als Übung anrechnen, Studierende der TU als Hauptseminar. Die Anzahl der Teilnehmer*innen ist auf insgesamt 25 begrenzt. |