Kommentar |
Das Sammeln und Ordnen von kleinen, nicht allein narrativen Formen kann als eine zentrale kulturelle und gelehrte Praxis des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit gelten. Im 15. Jahrhundert manifestiert es sich medial zunächst noch in großangelegten Sammelhandschriften z.B. für Kleinepik (Mären, Reden, Bîspel, Exempel) oder Legenden; mit dem Druckzeitalter differenzieren sich die Sammlungen zunehmend aus und werden nach sowohl tradierten als auch innovativen Formaten (re-)organisiert: Neben Sprichwort-, Fabel-, Fazetien- und den sog. Schwanksammlungen drängen u.a. Prodigien- und Exempelsammlungen auf den literarischen Markt. Die Vorlesung wird sich zum einen mit den kompilativen Verfahren und den Anordnungslogiken dieser Sammlungen beschäftigen und ihre jeweilige Buchförmigkeit vor dem Hintergrund des Medienwandels von der Handschrift zum Druck beschreiben. Zum anderen stellt sie die intertextuellen Vernetzungen der Sammlungen in den Vordergrund und fragt nach den Veränderungen, die neue Sammlungskotexte und –kontexte für die gesammelten kleinen Formen mit sich bringen. |