Kommentar |
Immer wieder werden Szenen des Alltags zur Grundlage von politischen Fragen. Im Kontext von queerfeministischen Analysen, mit Blick auf Diskriminierungen im Alltag, aber auch in Umwelt- und Klimaschutzdebatten erhält der Slogan das Private ist Politisch eine wiederkehrende Aktualität. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit Neuorientierungen des Politischen ausgehend von sozial- und kulturwissen-schaftlichen Theorien des Alltags. Wir setzen uns mit den radikaldemokratischen Theorien des Politischen von Chantal Mouffe und Jacques Rancière auseinander, und untersuchen vor diesem Hintergrund die Alltagswelt als politische Problematik. Zugleich beschäftigen wir uns mit Theorien, deren Ziel es ist, den Alltag zu analysieren, und lesen sie politisch. Wir besprechen Kritik des Alltaglebens von Henri Lefebre (1987), Michel de Certeaus Kunst des Handelns (1988), sowie eine Reihe von kulturtheoretischen und literarischen Analysen zum Alltag als affektive Struktur. Wir lesen unter anderem Teju Coles Open City (2012), Lauren Berlants Cruel Optimism (2011), Kathleen Stewards Ordinary Affects (2007) und Claudia Rankines Citizen. An American Lyric (2014). Dabei wollen wir kulturelle Fragen der Gegenwart thematisieren und die widersprüchlichen Dimensionen des Alltags beleuchten: zwischen Macht und Ermächtigung, Aneignung und Widerstand, subjektiver Erfahrung und objektiver Struktur. Schließlich wollen wir fragen, welche Perspektiven und Fragestellungen in den Blick geraten, wenn das Alltägliche zum Ausgangspunkt für Konzepte des Politischen wird. |