Kommentar |
1998 reisten zehn afrikanische SchriftstellerInnen aus acht Nationen nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Im Rahmen des Fest’Africa Projekts »Rwanda: écrire par devoir de mémoire« setzten sie sich während ihres Aufenthalts mit dem Völkermord der Bahutu an den Batutsi auseinander, dem zwischen April und Juli 1994 fast eine Million Menschen zum Opfer gefallen waren. Erschienen sind bis heute neun Bücher (neben Romanen auch Reiseberichte und ein Gedichtband): B. B. Diop (Senegal), Murambi: le livre des ossements (2001); M. Ilboudou (Burkina Faso), Murekatete (2000); T. Monénembo (Guinea), L'aîné des orphelins (2000); K. Lamko (Chad), La phalène des collines (2002); V. Kayimahe (Rwanda), France-Rwanda: les coulisses du génocide. Témoignage d'un rescapé (2001); J.-M. V. Rurangwa (Rwanda), Rwanda: le génocide des Tutsi expliqué à un étranger (2000); V. Tadjo (Côte d'Ivoire), L'ombre d'Imana: voyages jusqu'au bout du Rwanda (2000); A. A. Waberi (Djibouti), Moisson de crânes (2000); N. Djedanoum (Chad), Nyamirambo! (2000).
Im Seminar werden wir, nach einem einführenden Auseinandersetzung mit der (Kolonial-)Geschichte Ruandas, eine Auswahl dieser Texte gemeinsam lesen und unter folgenden Aspekten diskutieren: Welche Rolle können/dürfen/sollen literarische Texte im Rahmen der Erinnerungskultur spielen? Wie verhalten sich, allgemeiner gefasst, Schreiben und Erinnern zueinander? Ist das Geschehen überhaupt darstellbar und wenn ja, in welcher Form? Können und dürfen andere als die, die den Völkermord als Opfer überlebt haben, darüber schreiben? Wie lässt sich, nach Jahrzehnten der Literaturproduktion über den Holocaust und deren Diskussion, über einen ›anderen‹ Genozid schreiben? Lassen sich theoretische Perspektiven aus der Forschung zur Holocaust-Literatur übernehmen, ohne dem Eurozentrismus zu verfallen? Das panafrikanische Schreibprojekt wirft zudem Fragen nach afrikanischer Identität und deren postkolonialen Voraussetzungen auf.
Zur Anschaffung und zur Lektüre während der Semesterferien empfohlen: B. B. Diop, Murambi: le livre des ossements; T. Monénembo, L'aîné des orphelins; V. Tadjo, L'ombre d'Imana: voyages jusqu'au bout du Rwanda ; A. Waberi, Moisson de crânes. Die Lektüre von Murambi wird zu Seminarbeginn vorausgesetzt (Lektüretest). |