Kommentar |
Die Literaten des französischen 19. Jahrhundert stehen zu Kirche und Religion meist in einem ambivalenten Verhältnis. Antiklerikal eingestellt sind sie fast alle, was keinesfalls heißt, dass sie den christlichen Glauben rundweg ablehnen und in ihren Werken dekonstruieren. Victor Hugo wettert gegen die Priester, bezeichnet sich aber selbst als gläubigen Christen und gestaltet in seinem Roman Notre Dame de Paris (1831) die Mittelalterbegeisterung der Romantik aus. Gustave Flaubert, ›fast‹ ein Atheist und sicher der reflektierteste der Realisten, zeigt sich insbesondere von der Hagiographie fasziniert, er verfasst das Prosagedicht La Tentation de Saint-Antoine (1874) und hinterlässt als literarisches Testament drei Geschichten über Heilige: die 1877 erschienenen Trois Contes. Im Seminar werden wir diese heterogenen Texte gemeinsam lesen und auf ihre Auseinandersetzung mit der christlichen Religion hin befragen.
Bitte beginnen Sie die Lektüre von Victor Hugos sehr umfangreichem Roman Notre-Dame de Paris bereits in den Semesterferien, die Lektüre des Livre premier, second und troisième zur Seminarbeginn wird vorausgesetzt, schön wäre es wenn Sie schon ein bisschen weitergekommen wären. Zur Anschaffung empfehle ich die neue Taschenbuchausgabe von folio Gallimard, die Sie in Frankreich überall bekommen oder sonst auch im Internetversand bestellen können. Die Texte von Flaubert sind kürzer und können während des Semesters gelesen werden, bitte besorgen Sie sich La Tentation de Saint-Antoine (folio classique Gallimard) sowie Trois Contes (Taschenbuchausgabe Garnier Flammarion). |