Kommentar |
Das forschungspraktische Seminar beschäftigt sich mit den Bildkulturen von Wissenschaft im 20. Jahrhundert. Es werden vielfältige Visualisierungspratiken der Wissenschaft am Beispiel der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts analysiert. Mithilfe des umfangreichen Film- und Bildbestand im Archiv der MPG sollen eigenständige Forschungsfragen und Hypothesen entwickelt werden, die die Rolle einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftsorganisation kritisch hinterfragt. Ziel ist es Wissenschaftsgeschichte mittels Bild- und Filmgeschichte in der hochpolitisierten Öffentlichkeit während des Kalten Krieges diskursiv zu verorten. Wir beschäftigen uns mit der Idee der „reinen Grundlagenforschung“ nach dem 2. Weltkrieg, der Warnung der Forscher aus dem Kreis der „Göttinger Achtzehn“ vor den Gefahren einer möglichen militärischen Nutzung von Kernforschung sowie die Aufarbeitung der Rolle von MPG/KWG-Wissenschaftlern im Nationalsozialismus. Im Rahmen der „Expertisierung“ und „Verwissenschaftlichung des Sozialen“ (Lutz Raphael) geht es zudem um Kooperationsbeziehungen mit der DDR und der westdeutschen Wissenschaftspolitik; um Klimawandel und Anti-Gentechnikbewegung sowie den MPG-Forschungsalltag und seine tradierten Geschlechterrollen. Dementsprechend werden Bildmedien nicht nur als künstlerische Artefakte, sondern als historische Quellen und zeitgenössische Ausdrucksformen verstanden. Auf Grundlage vielfältiger filmischer Genres und Quellen wie Dokumentar-, Gesundheits-, Industrie- und Wissenschaftsfilm werden innerwissenschaftliche, öffentliche und politische Diskurse rekonstruiert.
Das Q-Team wird eng mit dem Forschungsprogramm „Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft 1948-2002“ (GMPG: http://gmpg.mpiwg-berlin.mpg.de) am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin-Dahlem zusammenarbeiten. Einige Sitzungen und Filmsichtungen finden dort Ort statt. |
Bemerkung |
Erwartet werden eine selbstständige Arbeitsweise und eine Affinität zu archivgestützter Forschung mit visuellen Quellen, eine regelmäßige Lektüre wissenschaftlicher Texte und die Zusammenarbeit in wissenschaftlichen Expertengruppen. Die Ergebnisse der Forschungsprojekte sollen publiziert bzw. medial dokumentiert werden. Ein Reader mit weiterführenden Literaturhinweisen wird zum Beginn der Veranstaltung verteilt.
Das Seminar offen für fortgeschrittene Bachelorstudierende ab dem 3. Fachsemester und Masterstudierende.
Die Veranstaltung ist offen für Studierende der Musik- und Medienwissenschaft und richtet sich auch an Studierende der der modernen Kultur- und Gesellschaftsgeschichte; Zeit- und Wissensgeschichte und Studierende der Geschlechterforschung und Kunstgeschichte geöffnet. |