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Die prähistorische Kunst als ästhetisches Paradigma - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 533640
Semester WiSe 2019/20 SWS 2
Rhythmus Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mi. 13:00 bis 16:00 14tgl. 16.10.2019 bis 13.02.2020  3.16 (Besprechungsraum)
Stockwerk: 3. OG


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Georg47 Pergamonpalais - Georgenstraße 47 (GEO 47)

Außenbereich nutzbar Innenbereich nutzbar Barrierearmes WC vorhanden Barrierearme Anreise mit ÖPNV möglich
  findet statt     20
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Rieber, Audrey , Dr. (Arnheim-Gastprofessorin)
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Kunst- und Bildgeschichte Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )     -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Inhalt
Kommentar

Das Seminar möchte die These aufstellen, wonach die vorgeschichtliche Kunst eine „symbolische Form“ (Panofsky) oder genauer gesagt: ein ästhetisches „Paradigma“ (Damisch) bildet. Die formalen Eigenschaften der vorgeschichtlichen Kunst führen dazu, eine Reihe klassischer Probleme der Kunstphilosophie neu zu betrachten wie z. B. den Status der Kunst und ihres Schöpfers, die Modalitäten der künstlerischen Produktion, die Frage des Raums, der Darstellung oder der Wahrnehmung. In einem ersten Schritt wird die gewagte These, nach der die Geburt der Menschheit mit der der Kunst zusammenfällt (Bataille, Mondzain), verfolgt. Einige der bedeutendsten Interpretationen der paläolithischen Kunst werden dann untersucht: die sog. These der „Kunst für die Kunst“, die magischen, schamanistischen oder noch strukturalistischen (Leroi-Gourhan) Deutungen. Dann wollen wir, ausgehend von einer formalen Beschreibung der Höhlenkunst (neben der spektakulären Darstellung von Tieren zeigen die Wände auch Ritzzeichnungen, Hand-und Fingerabdrücke, abstrakte Zeichen und Anrisse), Techniken wie den direkten Abdruck und das Ausspucken der Farbe (Didi-Huberman) analysieren, die alle eine genuine Bild- und Kunstauffassung implizieren. Es geht darum zu zeigen, dass das prähistorische Paradigma, das wir zu beschreiben versuchen werden, der vom perspektivischen Paradigma gelenkten Bild- und Kunstkonzeption, entgegensetzt ist. Für Alberti ist das Gemälde ein Fenster, durch das die historia betrachtet werden kann. Die Behandlung der Wand in der Vorgeschichte führt dazu, eine andere ästhetische Begrifflichkeit zu entwickeln. Zuletzt wird uns die vorgeschichtliche Kunst an den Punkt bringen, die Zeit der Kunst und die kunsthistorische Geschichtsschreibung anders zu betrachten als beispielsweise im Falle der Kunst der Renaissance. Bedeutende Künstler des 20. Jahrhunderts wie Picasso, Miro, Klee, Moore, Soulages, sowie zeitgenössische Künstler waren von der Vorgeschichte fasziniert – und nicht zuletzt wegen ihrer paradoxen Modernität. Wie lässt sich diese erstaunliche Begegnung zwischen dem Ältesten und dem Zeitgenössischen verstehen? Hier stehen die Ideen der Geschichte, des Fortschritts, des Primitivismus und des Ursprungs auf dem Spiel.

Die Untersuchung der theoretischen Potentialität der paläolithischen Kunst für die Kunstphilosophie kennzeichnet sich methodologisch durch zwei Ansätze. 1° Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat die Vorgeschichte die künstlerische Imagination angeregt – und die Gründe dafür müssen untersucht werden. Dennoch will das Seminar nicht nur die Vorstellung – und sogar manchmal die Phantasmen, die die Prähistorie ausgelöst hat, betrachten. Die „Vorgeschichte“ wird hier nicht prioritär als Metapher, sondern in ihrer Konkretheit wahrgenommen. Das bedeutet, dass positive Elemente auszuarbeiten sein werden, wie z.B. die Etappen der Entdeckung und Anerkennung der Echtheit der prähistorischen Wandmalerei oder der Stand des Wissens, von dem aus die Kleinkunst und später die Wandkunst verstanden worden sind. Um ein Beispiel zu nennen: erst 1902 wurde die Authentizität der Höhlenmalereien von der wissenschaftlichen Gemeinschaft anerkannt, in einem Moment, da ein gewisser Transformismus neuen wissenschaftlichen Theorien den Vortritt lies. 2° die Hypothese, die im Seminar verfolgt werden wird, ist kunstphilosophisch. Dennoch verlangt ihre Untersuchung einen interdisziplinären Ansatz, und außer den philosophischen Quellen werden auch Texte von Vorgeschichtlern, Anthropologen, Kunsthistorikern und Bildwissenschaftlern zu berücksichtigen sein.

Literatur

Vorgeschichte: Clottes Jean, Cave Art, London, Phaidon Press, 2008; Lorblanchet Michel, Höhlenmalerei: ein Handbuch, Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2000; „Experimente“, pp. 249-266.

Kunstgeschichte, Kunsttheorie: Bataille Georges, Die vorgeschichtliche Malerei, Genf, Skira, 1955, „Das Wunder von Lascaux“ (pp. 11-15), „Die Stellung Lascaux’ in der Kunst“ (pp. 129-130); Bredekamp Horst, Der Bildakt. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2007. Neufassung 2015, Berlin, Verlag Klaus Wagenbach, 2015, pp. 32-43; Didi-Huberman Georges, Ähnlichkeit und Berührung. Archäologie, Anachronismus und Modernität des Abdrucks, übers. von C. Hollende, Köln, DuMont Verlag, 1999, Kap. 1, Sektionen 1 und 4; Pfisterer Ulrich, „Altamira – oder: Die Anfänge von Kunst und Kunstwissenschaft“, in: Vorträge aus dem Warburg-Haus, Bd. 10, Uwe Fleckner, Wolfgang Kemp, Gert Mattenklott, Monika Wagner, Martin Warnke (hrsg.), Berlin, Akademie-Verlag, 2007, pp. 13-80.

Ausstellungskataloge: Vorgeschichte und Moderne: Debray Cécile, Labrusse Rémi, Stavrinaki Maria (hrsg.), Préhistoire. Une énigme moderne, Paris, Éditions du Centre Pompidou, 2019 ; Franke Anselm, Holert Tom (hrsg.), Neolitische Kindheit: Kunst in einer falschen Gegenwart, ca. 1930, Zürich, Diaphanes, 2018.

Philosophie : Blumenberg Hans, Höhlenausgänge, Frankfurt a. Main, Suhrkamp, 1989. Seitenangaben: zu präzisieren; Grosos Philippe, Signe et forme : philosophie de l’art et art paléolithique, Paris, Éditions du Cerf, 2017, Introduction, chapitre 4 et conclusion ; Merleau-Ponty Maurice, Das Auge und der Geist: philosophische Essays, hrsg. u. übers. von Hans Werner Arndt, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1967, insbesondere Kap. 2; Mondzain Marie-José, Homo Spectator, Paris, Bayard, 2007, pp. 21-30.

Anthropologie : Leroi-Gourhan André, Treasures of Prehistoric art [= Préhistoire de l’art occidental, 1973], New York, Abrams, 1980, “The Meaning of Cave Art”, pp. 106-157; Lévi-Strauss Claude, Rasse und Geschichte [1952], übers. von Traugott König, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1972, insbesondere Kap. 4 und 5.

 

Prüfung

Hausarbeit

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2019/20. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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