Kommentar |
Die „Spontaneität subjektiver Phantasie“ kennzeichne den „Essay als Form“, so Theodor W. Adorno, der diesen Schreib- und Denkstil zwischen Wissenschaft und Kunst verortete. Der filmische Essay operiert nicht minder in Grenzbereichen. Angesiedelt zwischen Dokumentar- und Spielfilmästhetik interessieren statt Kohärenz eher das Fragmentarische, statt Kausalität die Assoziation, statt objektiver Begründung die subjektive Sicht. Zudem geraten im Essayfilm Visualität und Sprachlichkeit zuweilen in ein Spiel höchst komplexer Bezüge. Das SE wird den essayistischen Film als Form in unterschiedlichen Spielarten betrachten und hier auch die fließenden Grenzen zum Dokumentarfilm beobachten. Ein Fokus wird auf der historischen Herausbildung solcher Filmformate liegen, einschließlich ihrer theoretischen Reflexion. Thematisch wird das SE darüber hinaus einen Schwerpunkt in Filmen finden, in denen das deutsch-deutsche Verhältnis interessiert: vor, während und nach der Wende. Entsprechend werden mit Filmen von Chris Marker oder Wim Wenders „Klassiker“ des Essayfilms vertreten sein, wie sich das SE am Beispiel von Filmautoren wie Andres Veiel, Petra Tschörtner und Thomas Heise oder Jonathan Caouette mit historischen als aktuellen Themen beschäftigen wird. |