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Von akustischen Unschärfen zu klanglich-musikalischen Illusionen - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 53447
Semester WiSe 2019/20 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 16:00 bis 20:00 14tgl.     findet statt     1000
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Zoeller, Matthias
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Inhalt
Kommentar

Wissenschaftliche Prozesse werden wesentlich durch Prämissen, implizite Modelle und die Methodenwahl vorstrukturiert. Häufig wird zu wenig bedacht, wie sehr dieser Sachverhalt die Ergebnisse beeinflusst. Eine bekannte Kontroverse in Deutschland um Grundpositionen wissenschaftlichen Arbeitens in den Sozialwissenschaften war der Positivismusstreit in den 1960igern. In den Musikwissenschaften gibt es eine Konfliktlinie entlang der Frage der Relevanz von empirischen und hermeneutischen Methoden bzw. der Hermeneutik und kognitiven Musikanthropologie (4). Solche Kontroversen können sehr produktiv sein, wie die Diskussionen um die Deutungen der Quantenphysik zeigen.

Das Seminar richtet sich an Studierende des Masterstudiengangs, die an einem wissenschafts- bzw. systemtheoretisch und wahrnehmungspsychologisch orientierten Zugang zu musikwissenschaftlicher Forschung interessiert sind. Es werden wissenschafts- und erkenntnistheoretische Grundbegriffe wie Paradigma, implizite und explizite Modelle, beweis- vs. prozessorientierte Forschung, Endo- und Exoperspektive, emisch – etisch und epistemologische vs. ontologische Beschreibung erarbeitet. Eine kurze Einführung in das Komplementaritätsprinzip (15) ist vorgesehen.

Zudem werden wir uns im Seminar thematisch mit Musik und Raum, der Illusion als Kategorie menschlicher Wahrnehmung und den Begriffen Zeichen (4, 10, 17) und Gestalt  (1) beschäftigen.

Welche Bedeutung über die reine Ausbreitung der Schallwellen hinaus hat der Raum als Kontext von Musik? (13, 16, 28) Was bedeutet Immersion? (27). Zeit- und Raumwahrnehmung können meist nicht von einander getrennt werden, Zeitwahrnehmung ist nicht frei von Effekten mit Illusionscharakter, ebenso wenig wie die Wahrnehmung von Ton(-) und Klang(-folgen): microtiming-Effekte wie time-shrinking (19) und subjektive Rhythmisierung (29) gehören hierzu, von Ambiguität bzw. auditorischen Konflikten (20, 26) und bistabiler Wahrnehmung (2) bis hin zu klanglich-musikalischen Illusionen wie z.B. dem Shepherd-Effekt u.a.m. (5, 6, 7). Karpinsky (14) und Robb (21) beschreiben, wie solche Effekte kompositorisch genutzt und erzeugt wurden und werden, der französische Komponist Jean-Claude Risset (1938 - 2016) setzte sie explizit ein.

Unter der sehr verallgemeinerten Perspektive Kunst und Künstlichkeit (10) werden Streifzüge durch verschiedene Genres und Stile der Musik und bildenden Künste (12, 8) bis hin zu Konzepten der Multimedia-Arts (z.B. Jeffrey Shaw) der Veranschaulichung und als Ausgangspunkt dienen, Kategorien der Musikforschung zu reflektieren und wenn möglich einen Transfer herzustellen (wie z.B. über die Begriffe immersive Ästhetik (27) und Endoästhetik, 11). Soweit von Interesse kann auf den Konstruktivismusdiskurs (9) eingegangen werden.

Die Stofffülle wird eine Themenauswahl notwendig machen, die gemeinsam getroffen werden soll. Das Seminar soll mit seiner Diskursivität auch dazu anregen, eigene Forschungsideen zu entwickeln, einzubringen und zu diskutieren.

 

 

 

Literatur

Referenzen und Materialien

 

  1. Asemissen, H. U. Exakte Ästhetik, in: Ronge (Hrsg.), 1968
  2. Atmanspacher, H., Filk, T. A proposed test of temporal nonlocality in bistable perception, Journal of Mathematical Psychology, 54, 2010
  3. Bilmes, J. Timing is of the Essence, MIT, 1993
  4. Brandl, R. M. Musik als kommunikative Handlung, Göttingen, 2006
  5. Deutsch, D. Musical Illusions, Scientific American, Vol. 233, Nr. 4, Oktober 1975
  6. Phantom Words and other Curiosities, CD Philomel, 2003
  7. Musical Illusions and other Paradoxes, CD Philomel, 1995
  8. Ernst, B. Der Zauberspiegel des M.C. Escher, Berlin, 1986
  9. Fischer, H. R. u. Schmidt, S. J. (Hrsg.), Wirklichkeit und Welterzeugung – In memoriam Nelson Goodman, Heidelberg, 2000
  10. Flusser, V. Kommunikologie, Frankfurt a.M. 1998 bzw. 2000
  11. Gianetti, C. Endoästhetik, medienkunstnetz.de/themen/aesthetik_ des_digitalen/endoaesthetik/
  12. Hocke, G. R. Die Welt als Labyrinth, Hamburg 1978
  13. Jahn, R. G., Devereux, P., Ibison, M. Acoustical Resonances of Assorted Ancient Structures, Technical Report PEAR, März 1995
  14. Karpinski, Gary, S. Ambiguity: Another Listen, Volume 18, Number 3, September 2012
  15. Kelso, J. A. S., Engström, D. A. The Complementary Nature, The MIT Press, 2006
  16. Mechsner, F. Empfundenes und reales Tempo: Eine Deutung von Fitts´ Gesetz im Lichte von Celibidaches Musikphänomenologie, in: Müller, Aschersleben (Hrsg.), 2000
  17. Moles, A. Zeichen und Superzeichen als Organisationsformen der Wahrnehmung, in: Ronge (Hrsg.), 1968
  18. Müller, K. u. Aschersleben, G. Rhythmus – ein interdisziplinäres Handbuch, Bern, 2000
  19. Nakajima,Y., Sasaki, T., ten Hoopen, G., www.design.kyushu-u.ac.jp/~ynhome /ENG/Demo/tmshr.html
  20. Pressnitzer, D. et al. Auditory Scene Analysis: The Sweet Music of Ambiguity, frontiers in Human Neuroscience, 2011, doi: 10.3389/fnhum.2011. 00158
  21. Robb, H. J. Imagined, Supplemental Sound in Nineteenth-Century Piano Music: Towards a Fuller Understanding of Musical Embodiment, MTO Volume 21, Nr. 3, Sept. 2015
  22. Rössler, O. E., Endophysik, Merve Verlag, Berlin, 1992
  23. , Rössler, R., Weibel, P. Die Welt als Schnittstelle, in: Rötzer, F. (Hrsg.), 1994
  24. Rötzer, F. (Hrsg.) Vom Chaos zur Endophysik, Klaus Boer Verlag, 1994
  25. Ronge, H. (Hrsg.) Kunst und Kybernetik, Köln, 1968
  26. Scharine, A., Letowski, T. R. Auditory Conflicts and Illusion, 2009 www.researchgate.net/publication/266136467_Auditory_conflicts_and_illusion
  27. Scherzer, J. Der Tondramaturgische Raum als Gestaltungsmittel für die Immersive Ästhetik, Diplomarbeit Hochschule Konrad Wolf, 2010
  28. Sharma, G. ZKM - Hertz-Labor (Hrs), Aurale Skulpturalität. Spatiotemporale Phänomene auditiver Medientechniken, Karlsruhe, 2019
  29. Wohlschläger, A. Gestaltgesetze und die Repräsentation der Ziele rhythmischer Handlungen, in: Müller u. Aschersleben (Hrsg.), 2000
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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2019/20. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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