Kommentar |
Die Stimme steht in einem besonderen Verhältnis zum eigenen Körper, der sie formt und von dem sie sich ablöst. Sie gibt etwas preis, das man außerhalb der körperlichen Kontrolle vermutet und bietet so einen intimen Zugang zur sprechenden Person. Ihre ambivalente Stellung – sie ist zugleich innen wie außen, eigen wie kollektiv – prädestiniert sie für körperbezogene Subjektivierungs- und Identitätspraktiken. Ausgehend von dieser Bestandsaufnahme wird das Seminar zunächst ein kleines Panorama der kulturellen Formen skizzieren, in denen die Stimme affektiv, performativ oder diskursiv wirksam wird. Im Verlauf des Seminars sollen dann diese mit der Stimme verknüpften Identitätspraktiken unter den Bedingungen ihrer fortschreitenden Technisierung untersucht werden. Folgende Fragestellungen lassen sich für diese Perspektive exemplarisch anführen: Wie verändern Stimmaufzeichnung, technische Stimmanalyse und -synthese das Verhältnis zur eigenen Stimme? Welche Formen der Objektivierung der Stimme sind unter technischen Bedingungen möglich geworden? Was meint die technische Stimmanalyse unseren Äußerungen an Wissen über Wahrheit oder Herkunft entlocken zu können? Welche Imaginationen und Interventionspotentiale eröffnen künstliche Stimmen? |