Rosalía de Castro gilt als bedeutendste spanische Lyrikerin des 19. Jahrhunderts. Mit Gustavo Adolfo Bécquer wird sie zur zweiten, späten romantischen Dichtergeneration gezählt, wenngleich in der Forschung sowohl ihre Zugehörigkeit zur romantischen als auch zur realistischen Strömung kontrovers diskutiert wird. Als Begründerin der modernen galizischen Literatur ist ihre Person besonders in Galizien zum Mythos geworden; das zweisprachige Werk hat jedoch national wie international in den letzten Jahrzehnten eine hohe Aufmerksamkeit erfahren.
Im Seminar werden wir uns einen Überblick über das Gesamtwerk Rosalía de Castros erarbeiten. Der Fokus wird dabei auf ihrem spanischsprachigen lyrischen Hauptwerk En las orillas del Sar (1884) liegen. Daneben lesen wir jedoch auch Ausschnitte aus den Cantares gallegos (1863) und Follas novas (1880) und beschäftigen uns mit der erzählerischen und essayistischen Produktion der Autorin. Formal fragen wir nach der literaturästhetischen Modernität und metapoetischen Reflexion in Castros Texten. Thematisch stehen soziale Themen wie Emigration, Arbeit und der Ort von Frauen in der galizischen Gesellschaft genauso wie die Frage nach lyrische Subjektivität und Innerlichkeit im Zentrum. Dabei sollen u.a. Geschlechterstereotype überprüft und transgressive Elemente in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erwartungshaltungen ausgelotet werden.
|