Kommentar |
Rituale bilden eine besondere Form sozialer Praxis. Inwiefern konstituieren sie Zugehörigkeit und Gemeinschaft, schließen aus und ein? Liegt ihre Funktion v. a. in der Stabilisierung in verunsichernden Situationen oder eröffnen sie auch einen subversiven Möglichkeitsraum jenseits der Strukturen des Alltags? Stehen Rituale für das Festgefügte? Wie verändern sie sich? Die Übung bietet eine Einführung in grundlegende Beiträge der Ritualforschung. Es werden Texte gelesen aus der Gründungszeit der Sozial- und Kulturwissenschaften (van Gennep, Durkheim), aus den formativen 1960er Jahren (Turner, Goffman, Geertz, Douglas), aus den ab den 1970ern sich etablierenden Ritual Studies (Grimes, Bell) sowie gegenwärtige Beiträge dieses überaus interdisziplinären Forschungsbereiches. Rituale kommen in ihrer performativen Dimension in den Blick ebenso wie in ihrem Charakter als Inszenierung. Aspekte der Konstruktion von Wirklichkeit durch Rituale werden diskutiert: Verteilung von Macht, Zuschreibung von Rollen, körperliche und emotionale Wirkung. Klassische und aktuelle Texte aus der Ritualforschung werden ins Gespräch gebracht mit praktisch-theologischen Rückgriffen auf Ritualtheorien, die deren Einsichten für das Nachdenken über Gottesdienst, Lebenswenderiten oder Feiern nach Katastrophen fruchtbar machen. |