Kommentar |
Was tut ein Politiker, der sich im politischen Abseits sieht und trotzdem noch mitmischen möchte? Er betätigt sich als politischer Publizist. So auch Cicero, der Ende der fünfziger Jahre mitansehen muss, wie vor allem Pompeius und Caesar das politische Geschehen in Rom bestimmen. Den Auflösungserscheinungen der späten Republik setzt der Ex-Consul und große Redner sein Idealbild des römischen Staates in Form einer politisch-philosophischen Schrift entgegen, genauer gesagt, eines an Platons Politeia orientierten Dialogs, der in die „gute alte Zeit“ des Jahres 129 v. Chr. versetzt ist. Im Grundkurs soll durch intensive Auswahllektüre eine Einführung in Ciceros politisches Denken ermöglicht werden (mit Unterstützung durch studentische Beiträge in Form von Referaten u. Thesenpapieren). Neben den Hauptthemen Begriff und Ursprung des Staates, Verfassungsformen und historische Entwicklung der römischen Verfassung soll auch der v.a. im Proömium aufgeworfenen Frage nach der Sinnhaftigkeit der oft frustrierenden, teilweise sogar höchst gefährlichen politischen Aktivität nachgegangen werden. Und last, but not least soll durch das Trainieren effektiver Texterschließungsmethoden die Übersetzungs- und Lesefähigkeit verbessert werden.
Die dem Kurs zugrunde liegende Textauswahl sowie weitere Informationen werden zu Semesterbeginn über Moodle bereitgestellt. (Passwort wird den über AGNES-Anmeldung Zugelassenen per Mail mitgeteilt).
Lit.: Cicero. De re publica. Selections. Ed. by J. E. G. ZETZEL, Cambridge 1995. J. W. ATKINS, Cicero on Politics and the Limits of Reason. The Republic and Laws. Princeton 2012 |