Kommentar |
In seiner frühen Schrift De ordine stellt Augustinus einen Katalog von Wissensgebieten auf, die dem Menschen die Vernunft ermöglichen und die zum Erfassen und Leben der christlichen Lehre wichtig seien. Von diesen disciplinae hat er die Grammatik und einen Teil der Musik fertiggestellt, die anderen nur angefangen. Lediglich die Schrift De musica hat überdauert. In diesem Seminar werden wir uns mit diesem nicht so bekannten, und trotzdem extrem spannenden und inhaltsreichen Text des Augustinus befassen. Die Schrift teilt sich in 6 Bücher, von denen wir nur das erste und das sechste Buch in Betracht ziehen werden. In beiden finden sich philosophisch weitreichende Ausführungen zu Kunst, Wissenschaft, Schönheit und zur neuplatonischen Metaphysik. Buch I führt bis zur Einsicht in die zahlhafte und arithmetisch bedeutsame Struktur, die der Rhythmik zugrunde liegt, Buch VI entfaltet diese Erkenntnisse zunächst am Klang und seiner Wahrnehmung und führt sie schließlich bis zur Gotteserkenntnis fort.
Literatur: Aurelius Augustinus: De musica: Bücher I und VI. Vom ästhetischen Urteil zur metaphysischen Erkenntnis, lat.-dt., eingeleitet, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Frank Hentschel. Meiner, Hamburg 2002; Adalbert Keller: Aurelius Augustinus und die Musik. Würzburg 1993; Heinz Edelstein: Die Musikanschauung Augustins nach seiner Schrift „De musica“. Bonn 1929; Henri-Irenée Marrou, Augustinus und das Ende der antiken Bildung. Schöningh, Paderborn u. a. 1981; Beat A. Föllmi: Das Weiterwirken der Musikanschauung Augustins im 16. Jahrhundert. Peter Lang, Bern u. a. 1994. |