Kommentar |
Die 1877 erschienenen Trois contes sind das letzte von Gustave Flaubert abgeschlossene und veröffentlichte Buch. Jede der drei Erzählungen, die vom Autor hier zusammengebunden sind, scheint sich inhaltlich wie formal einem seiner früheren Werke anzunähern: „Un cœur simple“ an Madame Bovary, „Saint Julien l’Hospitalier“ an La Tentation de saint Antoine und „Hérodias“ an Salammbô. Die Trois contes bieten sich daher in besonderer Weise für einen Einstieg in die Beschäftigung mit Flauberts Schreiben an. Dabei lassen sie dessen von der Forschung häufig vernachlässigte Auseinandersetzung mit dem Christentum ins Zentrum rücken, wenn Flaubert wie in einem Triptychon aktuelle, mittelalterliche und spätantike Erscheinungsformen des Heiligen in Spannung mit einer modernen Ästhetik setzt. Außerdem erlauben die Trois contes anhand ausgewählter Manuskripte in exemplarischer Form den Nachvollzug von Flauberts Schreibprozessen in ihrer Materialität.
Im Seminar, das im Sommersemester zunächst vierzehntägig stattfinden wird (Beginn: Mi, 10. April), werden wir die Trois contes gemeinsam lesen, uns mit aktueller Forschungsliteratur auseinandersetzen und für jede der Erzählungen Fragen entwickeln, die in einer eigenen Arbeitsphase von den Studierenden selbständig bearbeitet werden können. Voraussichtlich zum Ende der letzten Woche der Vorlesungszeit findet dann eine Blockveranstaltung statt, im Rahmen derer die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden. Bitte lesen Sie die Trois contes bereits in den Semesterferien, im Seminar arbeiten wir mit der von Pierre-Marc de Biasi besorgten Taschenbuchausgabe bei Garnier Flammarion (uneingeschränkte Lektürefähigkeit im Französischen ist Voraussetzung für die Kursteilnahme). |