Kommentar |
Der Raum unter der Erdoberfläche greift auf vielfältige Weise in Wissensprozesse hinein, wie die Forschung zeigt. Die Spanne reicht von der Unterwelt als einem Bestandteil mythologischer und religiöser Ansätze, unsere Welt zu erklären, bis hin zu dem Know-how und der wissenschaftlichen Errungenschaft des Menschen, tatsächlich in die Tiefe zu bauen. Menschen, Staaten und wissenschaftliche Institutionen haben im Laufe der Geschichte vielfach unterirdische Räume herangezogen, um Informationen und Material zu generieren, transportieren, archivieren und zu ordnen. Wie etwa der Untergrundspezialist Niko Rollmann herausstellt, fungieren heutzutage viele Kellerräume und Bunker als geschichtliche Gedenkorte, deren öffentlichkeitswirksamer Fortbestand die Gesellschaft dazu anhalten soll, Fakten der Vergangenheit in gegenwärtigen Diskursen zu berücksichtigen. »Untergrund« ist zudem ein weitverbreitetes Attribut für verbotene und (noch) nicht salonfähige Informationswege, Gruppierungen und Kunstformen. Das Seminar setzt sich mit diesen Wissensformen auseinander und verknüpft Disziplinen wie Wissenschaftsgeschichte, Ingenieurwissenschaften, Architektur, Archäologie sowie Kultur-, Kommunikations- und Medienwissenschaften. Die Sitzungen integrieren neben disziplinärer und transdisziplinärer wissenschaftlicher Literatur auch Film, Fotografie, Architekturskizzen, Kartographie und eine Exkursion. Vor diesem Hintergrund führen die Studierenden in Gruppen eine Projektarbeit durch, wahlweise zu ihrem eigenen Keller. In Vorträgen mit Fotos, Videoclips und/oder Skizzen werden sie vorstellen, welches interdisziplinäre Wissen sie in der Begegnung mit dem Unterirdischen gewinnen konnten.
|