Lange Zeit galt die Glorious Revolution von 1688/89 als einschneidendes Ereignis der englischen bzw. britischen Geschichte. Mittlerweile weist die Forschung der nachfolgenden Financial Revolution größeres Gewicht bei. Als entscheidendes Datum gilt die Gründung der Bank of England im Jahr 1694. Vor dem Hintergrund der imperialen Expansion übernahm diese Aktiengesell-schaft das Management der kriegsbedingten Regierungsschulden, die mithilfe des Parlaments durch das Steueraufkommen gegenfinanziert wurden, und schuf eine wichtige Grundlage des modernen britischen Staates wie auch des „gentlemanly capitalism“ (P.J. Cain/A.G. Hopkins).
Einige Begleiterscheinungen der Financial Revolution, so die wachsende Bedeutung von Banknoten im innerbritischen Geschäftsverkehr, eine Münz-reform und die Herausbildung moderner Finanzmärkte in der City of London hatten weitreichende Auswirkungen auf den Alltag der Zeitgenossen und veränderten ihre Handlungsroutinen und Wahrnehmungsweisen. Mit diesen Effekten beschäftigt sich die Sozial- und Kulturgeschichte des Geldes, eine junge Forschungsrichtung, die teils von Historikern, teils von Soziologen und Kulturwissenschaftlern getragen wird.
Das Seminar wird die Financial Revolution zunächst in allgemeine politische, militärische und wirtschaftliche Zusammenhänge einbetten. Anschließend werden einschlägige Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte des Geldes daraufhin befragt, durch welche weiterführenden Perspektiven und Erkennt-nisse sie zum Verständnis dieser Umbruchszeit beitragen können. Zugleich werden methodische und darstellerische Probleme dieser neuen Forschungs-richtung erörtert.
An dem Seminar sollten nur Studierende teilnehmen, die bereit und in der Lage sind, auch umfangreiche englische Aufsätze durchzuarbeiten.
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